Sail On, Sailor

Sanssouci war großartig. Auch der Rest von Potsdam präsentierte sich in prächtiger Verfassung. Von Berlin allerdings haben sie noch nicht allzu viel gesehen. Die Hoosiers sind zum ersten Mal in Deutschland – und sie nutzen die Gelegenheit zur Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten. Mit denselben großen Augen, die sie als Touristen an den Tag legen, geht das Trio auch auf diesen anderen Abenteuertrip, der sie direkt bis an die Spitze der Charts führen könnte.

Denn auch wenn Sängerund Gitarrist Irwin Sparkes, Bassist Martin Skarendahi und Schlagzeuger Alphonso Sharland mit „Worried About Ray“ und „Goodbye Mr. A“ bereits zwei veritable Hits in ihrer Heimat England gelungen sind, zeichnet die drei doch weiterhin eine demonstrativ vorgeführte Naivität aus. Im schicken Nightliner, den die Band begeistert vorführt wie Achtjährige die Autorennbahn, die sie zu Weihnachten bekommen haben, verkündet Sparkes nur halbironisch: „Das Ende von Top Of The Pops‘ ist ein großer Verlust.“

Tatsächlich hätte er gut hineingepasst in die legendäre, im Sommer 2006 abgesetzte Hitparaden-Show der BBC, der Happy-go-lucky-Sound auf „The Trick To Life“, dem ersten Album der Hoosiers. Der hat seine Wurzeln im amerikanischen College-Pop, den Sparkes und Sharland dank eines Sport-Stipendiums der University of Indianapolis aus nächster Nähe studieren konnten (und von wo sie ihren Bandnamen mitbrachten, den Spitznamen der Bewohner von Indiana), und klassischen britischen Poptraditionen, von denen zumindest eine die Jugend von Sparkes bestimmte: Sein Chemielehrer war ein gewisser Grant Serpell, dereinst Schlagzeuger des Two-Hit-Wonders Sailor. Der belohnte seine Schüler am Ende eines Schuljahres gerne mal mit alten Auf-Zeichnungen seiner Auftritte in „Top Of The Pops“. Seitdem, sagt Sparkes, „wollte ich da unbedingt hin“, und erntet prompt hämisches Gelächter vom Rest der Band.

Eine ähnliche Reaktion provoziert der Sänger, wenn er behauptet, die Songs seiner Band sollen „zum Nachdenken anregen“. Denn das enstpricht zwar tatsächlich der Wahrheit, denn die Hoosiers verkneifen sich Liebeslieder weitgehend und stellen in ihren Texten lieber die ganz großen Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Aber sie nehmen sich – so der sonst eher stille, aus Schweden stammende Bassist Skarendahi – „dabei nicht allzu ernst“. Und Sparkes zitiert einen leicht abgewandelten Oscar Wilde: „Das Leben ist viel zu ernst, um es ernst zu nehmen“.

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