Nach ausgedehnter Tour ist MARK OLSON mit einem neuen Album auf seine Farm zurückgekehrt

Alltag in der Wüste? Mark Olson steht so gegen acht auf, versorgt Hunde und Esel, Truthähne und Enten, sieht nach der Wasserstelle, arbeitet im Obstgarten, der längst auch Früchte für den lokalen Health Food Store liefert. Dann Mittagessen, im Sommer oft ein Nickerchen, später mehr Arbeit draußen und dann, wenn die Sonne mehr oder weniger spektakulär sinkt, eine kleine Probe mit den Creekdippers. Für Europäer zumal mag die Wüste ein mythisch-romantisch besetzter Sehnsuchtsort sein, für den Aussteiger Olson und Gattin Victoria Williams war Joshua Tree/Kalifornien nach seinem Abschied von den Jayhawks Mitte der Neunziger schlicht „der Teil des Landes, wo wir uns zehn acres leisten konnten, ohne bei der Bank um einen Kredit betteln zu müssen“. Heute lobt er das einfache, „nicht nur nette Leben, das dich physisch und mental auf Trab hält.“

Raus aus dem beanspruchenden Trott muss man aber auch mal. Über ein Jahr fast am Stück tourten Olson und seine Creekdippers zuletzt, unterbrochen nur von den Aufnahmen zum neuen Album „December’s Child“ in Monticello/Mississippi. Ein preiswertes Studio lockte während einer einwöchigen Auszeit in Memphis, geprobt wurde im Hotelzimmer. Olson: „Eine kleine Session zwischendurch hilft, auf Tour nicht völlig gehirntot zu werden. Das weckt deine Sinne wieder.“ Manche offenbar zu sehr. Normalerweise dürfe man bei den Creekdippers „alles sagen“, aber Geiger Mike Russell habe, so Olson, „immer diese völlig kranken Ideen, die unsere Sessions kaputtmachen“. Er fügt noch entschuldigend hinzu: „Wenn ich mit ihm alleine bin, funktioniert es prima, wenn andere Leute dazu kommen, spielt Mike verrückt.“

Zurück in der Wüste schaute doch tatsächlich Jayhawks-Statthalter Gary Louris rein, den Olson damals durchaus im Zorn zurückgelassen hatte. Doch jetzt war es (fast) wie immer. „Gary war in L.A. und hatte nur kurz Zeit. Wir schrieben ,Say You’ll Be Mine‘ am Abend, am nächsten Morgen nahmen wir es mit Josh (Grange) und Don (Heffington) auf. Nachmittags war Gary schon wieder verschwunden. Das war schon immer so: Wenn wir uns getroffen haben, ging es darum, etwas fertigzustellen. Da waren wir am besten zusammen, und das hat auch diesmal geklappt.“ Und ein schöner Song ist auch noch herausgekommen.

Was ist, wenn ihm mal wieder alles zuviel wird da draußen, mit den Tieren, mit den Früchten, mit der Mailing-List, die eine US-Fangemeinde auf dem Laufenden hält? „When I come to the point that I don’t get somethin‘ done? I don’t sweat it anymore!“ Selbst bei 108 Grad Fahrenheit nicht, die dort Alltag sind, in der Wüste.

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