Ryan O‘Neal: Der Goldjunge

Zum Tod von Ryan O'Neal, dem All American Boy.

Niemand, der „Love Story“ gesehen hat, wird Ryan O‘Neal jemals vergessen. Er war der Goldjunge in der hellen Lederjacke, der mit der schnippischen Ali MacGraw im Schnee tobte, der daran litt, dass er seinem strengen Vater nicht genügte, der Jura studierte und Eishockey spielte. Und das Gebäude, in dem er studierte, trug seinen Familiennamen.

„Love Story“ war der erfolgreichste Film des Jahres 1970. Man kann endlos darüber deliberieren, ob Liebe heisst, niemals um Verzeihung bitten zu müssen. Es ist der schönste und traurigste Film der Welt. Und nur ein Mann konnte es spielen.

Ryan O‘Neal wurde 1941 in Los Angeles geboren. Seine erste Rolle fürs Fernsehen hatte er 1960. Von 1964 bis 1969 spielte er in „Peyton Place“, einer Familienserie mit Mia Farrow, die zum amerikanischen Haushalt gehörte (und die David Lynch so sehr liebte, dass er noch Jahrzehnte später von ihr sprach). In „Peyton Place“ war O‘Neal der All American Boy, der er merkwürdigerweise auch in seiner größten Rolle blieb, in Stanley Kubricks „Barry Lyndon“ (1975).

Podcast „Freiwillige Filmkontrolle“ über das Kinojahr 1070, mit „Love Story“:

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Barry Lyndon ist ein Naturbursche, ein reiner Tor, ein Schelm. Kubrick drehte nur mit natürlichem Licht und Kerzenschein. Der Film ist ein Gemälde in Bewegung. Und nur Ryan O‘Neal konnte Barry Lyndon sein. Der etwas ältere Robert Redford war immer skeptisch. Er hatte diese schmalen Augen. O‘Neal strahlte.

Ryan O‘ Neal und Marisa Berenson in „Barry Lyndon“, 1975.

Bei Peter Bogdanovich spielte O’Neal in der Screwball-Komödie „What‘s Up, Doc?“ mit Barbra Streisand (1972) und in „Paper Moon“ (1973) mit seiner Tochter Tatum. Sie bekam einen Oscar. Manche sagen, dass er es nicht verwunden hat, den Oscar nicht bekommen zu haben. Als er älter wurde und ihm nicht mehr alles zuflog, trat O‘Neal in seichten Filmen und Schwänken auf. Die großen Regisseure wollten ihn nicht. In „Die Brücke von Arnheim“ (1977) hat Redford die amerikanische Heldenrolle. Ryan O‘Neal ist einfach optimistisch.

Er wurde dann zum Trunkenbold und Gelegenheitsschauspieler. Aber noch in einer Gastrolle in „Desperate Housewives“ hat er die Würde eines ausnehmend schönen Mannes.

Gestern starb Ryan O‘Neal, der Mann in der hellen Lederjacke, im Alter von 82 Jahren in Los Angeles.

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