Neu im Plattenregal – die Alben vom 25. Februar 2011

Rumer, Beady Eye, The Joy Formidable, The Low Anthem - der Einkaufzsettel für den Gang in den Plattenladen. Hier wieder die Neuheiten mit simfy-Streams, Videos, Interviews, Reviews etc.

Hier eine Auswahl der Neuerscheinungen im Player unseres Streaming-Partners simfy: –

206 – „Republik der Heiserkeit“ (Zick Zack/Indigo)
Was die jungen, blasierten Wilden von 1000 Robota für das Buback-Label sind, könnten 206 für Alfred Hilsbergs Label ZickZack Records sein: die selbtgewählten Erben des eigenen Schaffens. Wer es mit cleverem Post-Punk mit deutschen Texten hat und sich nicht daran reibt, dass in Interviews gerne auch mal mit heiligem Ernst über die Zustände der Gesellschaft kluggeschissen wird, der kommt hier auf seine Kosten. Hier ein kurzes Interview und der Clip zu „Kratzer To The Top“. Das Album gibt’s komplett in unserem simfy-Player.

Beady Eye – „Different Gear, Still Speeding“ (Beady Eye/Indigo)
Das Album zu unserer Titelstory. Frank Lähnemann meint in seiner Rezension: „Aber die Lads können uns auch noch ziemlich überraschen – mehr, als man zuletzt für möglich hielt. Teilweise blühen sie ohne Diktator Noel sogar richtiggehend auf! Am Vorab-Download ‚Bring The Light‘ mit dem hämmernden ‚Great Balls Of Fire‘-Piano schieden sich zwar die Geister, doch hat die Band hier auf jeden Fall versucht, nicht wie Oasis zu klingen. Mehr noch als jene anderen vom Merseyufer finden wir die La’s wieder unter den Lebenden, Andy Bells ‚The Beat Goes On‘ erinnert mehr an die frühen Hollies als an John Lennon (endlich mal Manchester, nicht Liverpool!).“ Und Lähnemann kommt mit vier Sternen zum Schluss: „It’s only Rock’n’Roll, but … Das drittbeste Oasis-Album, mindestens.“ Große Worte, die ein Jeder überprüfen möge. Hier geht’s zu unserem exklusiven Making-of-Clip.

Jeff Beck – „Rock ’n‘ Roll Party – Honoring Les Paul“ (Warner)
Heute erscheint auf CD und auf DVD (via Eagle Rock) das Konzert von Jeff Beck, das er zu Ehren der Gitarrenlegende Les Paul spielte, die im Juni letzten Jahres 95 Jahre alt geworden wäre. Beck über Paul: „Les war meine Inspiration.“ Das Konzert fand dabei in einer auch für Les Paul besonderen Location statt: „Jede Woche spielte er im New Yorker Iridium Jazz Club, also war dies der naheliegendste und passendste Ort, ihm Tribut zu zollen.“ Jeff Beck spielte ein Set aus Klassikern, das er mit der Imelda May Band und illustren Gästen wie Brian Setzer, Gary „U.S.“ Bonds und Trombone Shorty präsentierte. Hier eine Kurzdokumentation über die Hintergründe des Konzerts:

Gus Black – „The Day I Realized“ (India/Rough Trade)
Drei Sterne haben die Kollegen Schlüter und Gösche in ihren Rezensions-Quickies in der aktuellen Ausgabe für Mr. Black übrig. Ihr Fazit: „Auch Gus Black stellt sich mit seiner dunklen Poesie in die Tradition von Leonard Cohen und flüsterte uns auf dem letzten Album zu schwarzweißen Lee-Hazelwood-Liedern zu, dass wir uns bloß nicht mit ihm anlegen sollten. Ähnlich verschwörerisch wie sein Vorgänger, wenn auch wieder etwas mehr herkömmlicher Songwriter-Folk im Spiel ist.“ Hier, passend zum Wetter da draußen, der aktuelle Clip zu „Waiting In The Cold“:

Bosse – „Wartesaal“ (Vertigo/UDP/Universal)
Kürzlich war Axel Bosse in unseren Redaktionsräumen im Mehringdamm und ließ sich im Fahrstuhl von uns interviewen (demnächst auf dieser Website zu sehen). Da merkte man mal wieder, was für ein verflucht netter Kerl er ist. Sein neues Album „Wartesaal“ zeigt ihn diesmal mit Ambitionen in Richtung Pop, was ihm ganz gut zu Gesicht steht. Manches kommt gar überwiegend elektronisch untermalt daher – vermutlich inspiriert von seiner Zusammenarbeit mit Oliver Koletzki, für den er den Song „U-Bahn“ einsang. Eigentlich gar nicht schlecht, dass sich Bosse das Deutschrockende ein wenig ausgetrieben hat. Das Album gibt’s komplett im simfy-Player. Hier noch eine Akustikversion seiner Single „Weit Weg“:

The Cave Singers – „No Witch“ (Jagjaguwar/Cargo)
Maik Brüggemeyer befasst sich im aktuellen „Freispiel“ mit den Cave Singers, wird aber nicht so recht warm mit ihnen. Zweieinhalb Sterne vergibt er und meint: „Es scheint der Monat der seltsamen Paarungen zu sein. Metal-Arbeiter Bob Rock produziert den feinsinnigen Melodiker Ron Sexsmith, und die verhuschten Cave Singers lassen sich im Studio von Randall Dunn inszenieren, der vor allem durch seine Arbeit mit den Drone-Metallern Sunn O))) bekannt wurde. Der Sound ist größer geworden, es wird psychedelisch geklöppelt und mäandert und eine seltsame Bluesfixierung, die manchmal an den unseligen Jon Spencer erinnert, hat Einzug gehalten. Manchmal begegnen die Songs auf ihren Irrungen und Wirrungen auch einem anderen großen Suchenden: Ryan Adams.“ Hier der Song „Gifts And The Rat“ vom Album:

Dakota Suite & Emanulle Errante – „The North Green Down“ (Lidar/Indigo)
Dem kleinfeinen Label Lidar ist es zu verdenken, dass diese Kollaboration von Chris Hooson und Emanuelle Errante endlich auch den Weg in unsere Plattenläden findet. Errante und der Mann hinter Dakota Suite kannten sich von der gemeinsamen Arbeit am Remix-Projekt „The Night Just Keeps Coming In“. Hooson – sonst schon keine Frohnatur – verarbeitet hier den Krebstod seiner Schwägerin, und steigt spärlich-schön instrumentiert in die tiefsten Kellergeschosse der Trauer. Neun der 18 Songs kann man hier auf der Website von Lidar als MP3 for free bekommen.

Devotchka – „100 Lovers“ (Anti/Indigo)
Die Band aus Denver kennt ein Jeder, der „Little Miss Sunshine“ gesehen hat – was hoffentlich für einen Großteil unserer Leserschaft gilt. Ihre außergewöhnliche Gewürzmischung aus Mariachi, Punk, Folk, Bolero und osteuropäischen Einflüssen wird hier noch mit einer großen Portion Melancholie veredelt. Das Album gibt es momentan komplett im Stream. Hier noch das sehr schöne Video zum Song „100 Other Lovers“:

Ghost Of Tom Joad – „Black Musik“ (Richard Mohlmann/UDR/Universal)
Benannt haben sich die Münsteraner nach dem gleichnamigen Springsteen-Song, musikalisch lassen sie sich allerdings eher zwischen Post-Punk und gutem Emo im Sinne der Get Up Kids verorten. Auf ihrem neuen Album trauen sie sich nun noch mehr in den Pop, was z. B. der Titelsong (Clip siehe unten) sehr gut belegt. Da erinnern eigentlich nur noch die geshouteten Chöre im Hintergrund an ihre Punkwurzeln. Die Kollegen von welt.tv trafen die Band zum Interview, wo sie auch gleich ein paar Songs (an-)spielten. Hier anschauen!

The Joy Formidable – „The Big Roar“ (Rykodisc/Warner)
Die Waliser um Sängerin und Gitarristin Ritzy Bryan haben bereits zwei Alben draußen und setzen nun zum „Big Roar“ an. The Joy Formidable mögen live ein formidables Vergnügen sein, offenbaren aber auf Langstrecke leider die ein oder andere Songwritingdurchschnittlichkeit. Das Fazit von Kollege Groß, der die Band auf dem Eurosonic / Noorderslag sah: „Gute Band, gute Bühnenpräsenz, weniger gute Songs und auf Dauer bisschen zu sehr Rock-Rock.“ Stimmt alles, vergisst man aber immer mal wieder kurz, z. B. wenn Miss Bryan so formidabel ihre Gitarre zerlegt, wie sie es in diesem Live-Clip tut:

Zudem waren The Joy Formidable kürzlich in Berlin, wo die Kollegen vom Musikexpress sieh in einen Fahrstuhl zerrten und video-interviewten. Hier anschauen!

Jupiter Jones – „Jupiter Jones“ (Columbia D./Sony Music Columbia D./Sony Music)
Nach knapp zehn Jahren in vollster Selbstverwaltung trauen sich Jupiter Jones nun mit diesem fünften Album in den warmen Schoß eines großen Labels. Den musikalischen Weg aus der Punkschublade, in der sie starteten, bis zur Kunze&Co.-Schublade, in die man sie gern mal stecken will, haben sie aber schon vor Jahren betreten. Wie der Jupiter Jones-Sound nun bei Columbia bzw. Sony klingt, kann man in unserem simfy-Player hören. Hier noch der Clip zur Single „Still“:

Kakkmaddafakka – „Hest“ (Bubbles/Groove Attack)
Die Jungspunde aus Bergen in Norwegen sind Buddies vom Whitest Boy Alive Erlend Oye, der auch dieses Album produzierte. Live sind sie eine wahre Freude – zumindest wenn man auf sonnigen Indie-Quirl-Pop und ein überwiegend blondes Menschengewimmel auf der Bühne steht. Nicht unpassend, dass der Alben-Opener „Restless“ heißt.

Kitty Solaris – Golden Future Paris (Solaris Empire/Broken Silence)
Jörn Schlüter ist ein seiner 3,5-Sterne-Rezension voll des Lobes und schreibt über die neue Platte der Sängerin und Labelchefin: „Auch ‚Golden Future Paris‘, das dritte Album von Kitty Solaris, ist gut geworden. Nach wie vor stehen diese Lieder meistens auf einer akustischen Gitarre und einem Laptopbeat, manchmal mischt sich der Indie-Rock der frühen Neunziger in die Lieder. Etwa bei ‚Beggar And King‘, das mit einem Akustikgitarrenriff wie von den Breeders oder Nirvana beginnt, dann aber zu einer Art Club-Pop wird. Mit einigen Gitarrenthemen assoziiert man lateinamerikanische oder französische Musik, etwa bei ‚Gitano‘, wo zudem ein Bläserensemble zu hören ist. Besonders schön ist das Titellied, ein leise swingender Kaffeehaus-Folk – warm und weich und gar nicht mehr unnahbar. Das nimmt man insgesamt wahr: dass Kitty Solaris vollmundiger, sinnlicher geworden ist. Passt gut zu Paris und der goldenen Zukunft.“ Das Label von Kitty Solaris heißt übrigens Solaris Empire und verlegt die CDs der wunderbaren Kat Frankie, die sich ein Jeder mal anhören sollte.

The Low Anthem – „Smart Flesh“ (Cooperative Music/Universal)
Auch über The Low Anthem und ihr neues Album haben wir auf dieser Website schon ausführlich berichtet. Wie toll das Album ist, kann man in unserer aktuellen Ausgabe nachlesen – oder man hört es sich einfach im simfy-Player selbst an. Hier noch eine ganz wundervolle Session der Band, wo sie in der New Yorker Grand Central Station den neuen Song „Apothecary“ spielen:

Munk – The Bird And The Beat (Gomma/Groove Attack)
Nicht mit Bienchen und Blümchen sondern mit Vögeln und Beats befasst sich der Gomma-Labelgründer Mathias Modica auf seinen neuem Album. Zumindest im Titel – auf dem Album hört man eher die lässigen und wie abgeschmeckt klingenden Beats und die gerne mal funkigen Rhythmen dahinter. Wie das so klingt, kann man im simfy-Player hören.

Ben Ottewell – „Shapes And Shadows“ (Eat Sleep/Rough Trade)
Letztes noch einen großartigen Song aus meiner späten Jugend gehört, den heut kaum einer mehr zu kennen scheint: „Rhythm & Blues Alibi“ der britischen Band Gomez. Da fragte man sich: Was machen die denn eigentlich so? Die Antwort: Soloalben. Zumindest einer der drei Sänger, namentlich Ben Ottewell. Allerdings liegen zwischen dem vollen Bandsound von Gomez und Ottewells melancholischen Liedern Welten. Ottewell hat sich nämlich eher von stilvollen Leisetretern wir Nick Drake inspirieren lassen. Was ihm selbst ein wenig Angst machte: „Die Arbeit“, so Ottewelll: „hat unglaublich viel Spaß gemacht, aber gleichzeitig bekomme man es auch mit der Angst zu tun.“ Hier der Song „Lightbulbs“ und danach noch mal aus Nostalgie-Gründen das amüsante Video zum oben gelobten Gomez-Song:

Rumer – „Seasons Of My Soul“ (Atlantic/Warner)
Die junge Dame findet sich schon mitsamt Review und Feature auf unserer Website, inkl. einer kurze Dokumentation des Labels zur Entstehungen des zwar glatt klingenden aber in die Tiefe gehenden Debüts.

Ron Sexsmith – „Long Player Late Bloomer“ (Cooking Vinyl/Indigo)
Nun also Starproduzent Bob Rock, der oft genauso breitbeinig produziert, wie sein Name klingt. Wie das wohl mit den eher schüchternen Songs des leider viel zu oft verkannten Ron Sexsmith zusammen geht? Rezensent Jörn Schlüter ist augenscheinlich der Meinung, dass das sehr gut zusammengeht und vergibt vier Sterne: „Obwohl die schüchterne, untertriebene Musik von Ron Sexsmith nun also nicht mehr schüchtern und untertrieben klingt, wird Sexsmith nicht zum Fremden, zumal das Songwriting auf ‚Long Player Late Bloomer‘ gewohnt formidabel ist, sogar hier und dort pointierter scheint.“ Jetzt wollen wir nur hoffen, dass Sexsmith damit endlich das riesige Publikum bekommt, das er verdient, und auf der, sagen wir, übernächsten Tour mit Coldplay im Vorprogramm in der O2 World auftreten wird. Zu solch steilen Hoffnungen passt dieser Song sehr schön – „Believe It When I See It“:

Those Dancing Days – „Daydreams And Nightmares“ (Cooperative Music/Universal)
Man muss diese schwedischen Damen mal live gesehen haben, um ihrem Reiz zu erliegen. Ihr oft nicht wahnsinnig origineller, aber sehr melodiefreudiger Indie-Pop funktioniert in Verbindung mit ihrer Bühnenpräsenz einfach am besten – davon kann man sich noch am 01.03. in Köln (Studio 672) und am 02.03. in Berlin (Magnet) überzeugen. Dennoch ist ihr zweites Album ein Schritt in die richtige Richtung: Die Percussions wuchtiger, der Gesang klarer, die Keyboards nicht mehr ganz so fiepig. Das Album gibt es in unserem simfy-Player, hier noch der Clip zu „Reaching Forward“:

Lucinda Williams – „Blessed“ (Lost Highway/UID/Universal)
Unser Forum war natürlich schon schneller und diskutiert bereits, was denn nun vom neuen Album der großen Dame des Roots & Country zu halten ist. Da heißt es z. B. „Ordentliches bis gutes Album, nichts Überraschendes, etwas zu gediegen, typisches 3 bis 3 1/2 Sterne-Album. Wie die letzten Veröffentlichungen von LW.“ Also Stagnation auf hohem Niveau – was ja nicht das Schlechteste ist. Das Album gibt es momentan in der 2-CD-Deluxe-Version in unserem simfy-Player.

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