Neue Horizonte – Für das neue Album von SPARKLEHORSE hat Mark Iinkous ausnahmsweise die Farm verlassen

Wenn Mark Linkous daheim auf seiner Farm in Virginia mal wieder die Decke auf den Kopf zu fallen drohte – wenn nicht gleich die ganze Welt -, dann drehte er den Spieß einfach um und schaltete diesen NASA-Kanal ein, der nichts anderes zeigt als die Erde aus verschiedenen Satelliten-Perspektiven. Der Blick auf den Globus, so der Sparklehorse-Chef, „half mir, meine Perspektive zu öffnen. Ich wollte dieses Album nicht wieder ganz allein zu Hause austüfteln und raus aus meiner vertrauten Umgebung“. Dort werde er doch „zu besessen“ von seiner Musik.

Ein Song wie „Painbirds“, nennt Linkous ein Beispiel, habe ihn zwei Jahre geplagt. Auf der Suche nach mehr Spontaneität und Input traute sich Linkous für „lt’s A Wonderful Life“ nach New York und Spanien, zu Co-Produzenten wie Dave Fridmann (Mercury Rev) und John Parish (PJ Harvey) und der schwer bewunderte Tom Waits gastierte endlich auf „Dog Door“. „Wir reden schon seit Jahren und sind einfach gern zusammen. Aber als er dann plötzlich auf der anderen Seite der Glasscheibe im Studio stand und mich fragte, wie denn seine Vocals rüberkämen-da traf es mich wie ein Schlag.“

Auf Tour in Schweden hörte der Eigenbrötler, der Konzerte lange als „lästige Verpflichtung“ kaum genießen konnte und sich dann in „pathetischen Krach“ flüchtete, erstmals die Songs von Nina Persson, die ihn partout als Produzent für ihr Projekt A Camp wollte. Schockte ihn die Offerte? „Nein. Es gab vorher andere Angebote, aber nie Musik, die mir gefieL Ich war nur skeptisch, ob ich die Qualifikation hätte. Ich hatte Angst, ich könnte das Album technisch ruinieren und ihr zu sehr meinen Stempel verpassen. Aber ihre Songs waren einfach toll, und ihre Stimme ist wie Honig.“

Ein Vergleich, der seiner Plattenfirma ob Sparklehorses wundersamen „deconstructed radio pop songs“, wie Linkous sie nennt, wohl nicht einfallen würde. „Mir ist klar, dass ich verdammtes Glück habe mit der Firma“, sagt er mit einer Stimme, die so leise triumphiert wie seine schönsten Songs. Unsinnige Videos konnte er sich bisher mit radikalen Drehbuch-Ideen erfolgreich vom Leibe halten. „Ich schlug vor, für ,King Of Nails‘ in einer Kirche in West-Virginia zu drehen, wo sie mit Giftschlangen hantieren. Aber sie hatten wohl zuviel Angst, dass dabei jemand draufgeht. Dabei hatten wir für Notfälle schon den besten Toxikologen der USA an der AngeL“

Dort zappelte gerade auch einer seiner „anderen Helden“ als nächster Klient des Produzenten Mark Linkous. „Er steckt so sehr in seiner eigenen Welt, dass es rein physisch fast unmöglich ist, mit ihm zu spielen“, beschreibt der Sparklehorse-Kopf die Sessions mit dem texanischen Solitär Daniel Johnston. „Aber wenn du von ihm das Timing einer normalen Person wolltest, würdest du auch alles andere aus ihm raussaugen. Viele haben ihn wie einen Komiker aufgenommen, fast als Karikatur. Aber er ist kein Affe. Wir müssen einfach sehr viel Geduld haben, um in seine Welt vordringen zu können.“ Vielleicht auch ein Fall für den NASA-Kanal.

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