Nic Armstrong: Wie der Rock’n’Blueser durchs Casting kam

Glaubt jemand noch an Talentwettbewerbe? Nic Armstrong tut das neuerdings. Der 24-Jährige aus Nottingham gewann bei einer Competition des Style-Magazins „Dazed & Confused“ einen ehrbaren zweiten Platz. Über ein Jahr später sitzt Armstrong etwas müde in der Kantine des Hamburger Theaters, in dem er später vor Paul Weller auftreten soll. „Der Wettbewerb war meine Rettung“, sagt er. „Kurz zuvor hatte man mir mein ganzes Equipment gestohlen, ich wusste absolut nicht, wie es weitergehen soll. Dann kam meine Freundin und erzählte, sie hätte mich gerade für diesen Wettbewerb angemeldet. Zuerst dachte ich: So eine Scheiße mach ich nicht! Aber dann habe ich mich sehr darüber gefreut.“

Armstrongs erdiger Mix aus altem Rock’n’Roll und Blues ist nicht gerade das, was man bei einer solchen Talentsuche erwartet. Doch der Trend geht gerade mal wieder in Richtung Rock, und die Lieder des Ex-Kunststudenten sind unwiderstehlich: ergreifend und mitreißend wie die frühen Lennon/McCartney-Songs. Dank des melodieverliebten, naiv rauen Sounds wird sein Debüt „The Greatest White Liar“ wie ein altes Meisterwerk.

Um einen Vertrag zu bekommen, brauchte Armstrong nicht mehr zu tun, als ein ranziges Demotape einzuschicken. Die Plattenfirma schickte ihn in die Londoner Toe Rag Studios , wo wie bei „Elephant“ von den White Stripes Studio-Boss Liam Watson persönlich an den Reglern saß. Für Armstrong, der früher an Panikattacken litt und eine Wohnung nur im äußersten Notfall verließ, war der beachtliche Erfolg von “ The Greaest White Liar“ in England wie ein Sechser im Lotto.

Die Hamburger Weller-Fans bejubeln den akustischen Auftritt Armstrongs, irgendwer ruft: „Oasis!“ Tatsächlich: Die Gallaghers haben schon gefragt, ob Nic Armstrong eventuell mit auf Tour gehen wolle. Talentwettbewerbe sind doch zu etwas gut.

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