Nicht mehr en vogue

Auf eine echte Emotion müssen wir lange warten, und sie kommen völlig unerwartet. „Oh Gott, oh Gott, helft mir!“, wispert Terry Ellis und kauert sich in die Sofaecke. Drei Meter weiter kriecht eine phlegmatische, kleine Spinne über den Boden. Madame leidet unter Arachnophobie, „absolut unheilbar!“

Schade nur, dass ihr Produzententeam den Promo-Tag geschwänzt hat. Drei achtbeinige Minimonster im Studio ausgesetzt – und schon hätte zumindest eine aus dem Trio En Vogue wieder so gesungen wie vor zehn Jahren. Denn den Platingeschmückten Damen Missis Ellis, Maxine Jones und Cindy Heron genügt heuer die Liaison mit anderen, zweifellos profunden Talenten. So erinnert ihr neues Album „Masterpiece Theatre“ wenig an jene Zeit, als En Vogue – noch von Dawn Robinson zum Quartett ergänzt – mit Hits wie „My Lovin“ Scharen weiblicher Talente inspirierten.

„Uns gefällt es außerordentlich“, so Maxine, „dafür verantwortlich zu sein“. Damit scheint der Job auch erledigt, „denn eine gute Mutter und Gattin zu werden“, gurrt Cindy , „ist eine Aufgabe, der wir uns jetzt mit Hingabe widmen.“ Außerdem, meint Terry, „wird Musik erst im Rückblick richtig schön.“ Wie lange wir nun darauf warten müssen, sagt sie nicht.

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