Nicht zu vergessen: Michael Stipe

Er ist kaum noch zu erkennen und doch ganz unverwechselbar. Michael Stipe singt seit 29 Jahren bei R.E.M., und um zu hören, welch weiten Weg er gegangen ist, muss man nur die Stimme vom Debüt „Murmur“ mit dem Gesang der jüngeren Alben vergleichen, bei Stücken wie „Walk Unafraid“ oder „Supernatural, Superserious“. Zu Beginn war gerade das Genuschel, das kaum durch den Bandsound hindurch drang, so faszinierend: Stipe verstand selbst oft nicht, was er da eigentlich murmelte; die Lieder bekamen dadurch eine unergründliche, mythische Anmutung – faszinierend durch die Ausdruckskraft des Interpreten, nicht wegen der Worte an sich. Später, als R.E.M. bekannter wurden und Stipe sich seiner exponierten Rolle nicht mehr entziehen konnte, stellte er das Unvermeidliche fest: dass er auch ein Telefonbuch vorsingen könnte – und die Leute wären zu Tränen gerührt. Zunächst verblüfft, dann geniert, schließlich selbstsicher angesichts dieses Talents begann Stipe, deutlicher zu formulieren, mehr Register zu ziehen – und so zu dem zu werden, der er heute ist: ein niemals routinierter, aber immer angstfreier Sänger.

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