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Niemczyks Doppelsechs: Bundesliga 2015/2016 – Feedback des Kapitalismus

Ab sofort wird Ralf Niemczyk jeden Freitag zum Groundhopper zwischen Magdeburg und Maracana. Er studiert Taktiktafeln und wandelt zwischen Pyros und Pressetribüne. Randnotizen aus den großen und kleinen Ligen des schönen Spiels.

Willkommen zur 53. Bundesliga-Saison. Eine Spielzeit der Rekorde und des Umbruchs, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht – neues Allzeithoch bei den Transfer-Umsätzen.

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Bis zum Schließen des „Wechselfensters“ werden die 300 Millionen Euro allein in der obersten Klasse locker geknackt sein. Und in der zweiten Liga hat das Marketinggebilde aus Leipzig – je nach Berechnungsweise – allein 15 bis 20 Millionen in seinen Traum von der Champions League in Sachsen gesteckt. Geld schießt Tore, heiß bejubelt von den Rängen. Bis in der ersten August-Woche waren bei den 18 Vereinen der Oberklasse rund 460.00 Dauerkarten verkauft – von 10.000 in Ingolstadt bis 55.000 im Dortmunder Westfalenstadion. Alles bestens, oder!?

Vorbilder: Spanien und England

Bei all den Meldungen von der Business-Front wird man jedoch den Eindruck nicht los, dass das allzu lange nicht mehr gut geht. Wenn etwa DFL-Chef Chef Christian Seifert im Hinblick auf die neu auszuhandelnden TV-Verträge eine weitere Zersplitterung des Spieltages ankündigt. Natürlich mit Hinweis auf Spanien, wo immer irgendwo irgendwann in der Woche ein Match für die Glotze stattfinde, und auf England, wo die Fernsehgelder schon jetzt eine massive Shoppingtour durch die europäischen Ligen ermöglichen. Und 2016/2017, wenn die neuen britischen Deals mit BSkyB greifen, können selbst Vereine wie Sunderland oder Stoke City mehr TV-Knete verjuxen als die Bayern.

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Gesund ist es nicht, wenn Hoffenheims solider Brasilianer Firmino für 41 Millionen Euro nach Liverpool wechselt. Doch selbst beim einst so hyper-emotionalen „You`ll-Never-Walk-Alone“-Club gelten längst die Gesetze des US-Investors. Die Marktwirtschaft spielt Doppelpass. Der olle Marx hätte seine Freude an diesen spätkapitalistischen Kapriolen.

Jetzt mal stopp! Wo bleibt denn da der Sport?

Was ist mit dem beautiful game, um das es doch eigentlich geht, mag sich manch ein Fan jetzt fragen. Der eigentliche Kick steht leider immer häufiger hinten an. Zumindest, was die von FIFA und Co. bestimmte Großwetterlage anbetrifft, mit einer WM 2018 in Russland und einem merkwürdig zustande gekommenen Kühlhaus-Turnier 2022 in Katar. Natürlich werden wir an dieser Stelle ab sofort das neue hispanische Aggro-Mittelfeld aus München, die Darmstädter Underdogs oder Taktikschmankerl wie die „Flache Vier“ oder die „tiefen Läufe denkender Stürmer“ beobachten. Doch ganz bestimmt müssen wir gut aufpassen, dass das Spiel 2015 nicht vollends in die völlig falschen Hände gerät. Tennis und Formel Eins gibt es schließlich schon.

MiS picture-alliance / M.i.S.-Sportp
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