TV-Fußnoten

„Odd Couple“: Der zweite Frühling des Matthew Perry

In der Serien-Neuauflage von "Ein seltsames Paar" versucht "Friends"-Star Matthew Perry wieder einmal, nicht Chandler Bing zu sein.

Es gibt in Hollywood Schauspieler, die einem Angst einjagen, weil sie so viel können (Damian Lewis). Es gibt Schauspieler, die einen fassungslos machen, weil sie nichts können, aber trotzdem so erfolgreich sind (Tom Cruise). Und dann gibt es Schauspieler, die einen ratlos zurücklassen, so einer ist Matthew Perry. Jeden Dienstag ist er zurzeit in „Odd Couple“ (ProSieben) zu sehen, einer Neuauflage von „Ein seltsames Paar“. Matthew Perry ist nicht Walter Matthau, aber er ist als verpeilter Faulpelz ganz in seinem Element – vielleicht erlebt er jetzt seinen zweiten Frühling. Zumindest hat er mal wieder eine vernünftige Rolle gefunden, nach all den Jahren.

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Bisher war Matthew Perry nur Chandler Bing, immer nur Chandler Bing. In „Friends“ spielte er von 1994 bis 2004 den Tollpatsch mit einer sehr ausgeprägten weiblichen Seite, Chandler machte eigentlich alles falsch und bekam dann doch die beste Frau, weil er nicht so ein Aufschneider war wie Joey und nicht so ein Klugscheißer wie Ross. Chandler hatte einfach zu viel Herz, sein Verstand setzte häufiger mal aus, aber das war ja gerade das Liebenswerte an ihm. Und immerhin wurde Perry, anders als all seine „Friends“-Kollegen, nie für die „Goldene Himbeere“ als schlechtester Schauspieler nominiert.

Er war ein Fall für die Klatschblätter

Für Matthew Perry war die Rolle, wie das so oft bei Hit-Serien ist, nicht nur ein Gewinn, er brachte danach nur noch wenig zustande. Viele miese Komödien, ein paar mittelmäßige Gastauftritte in guten Serien. Er wurde nach einem Unfall süchtig nach Vicodin und Alkohol, wies sich mehrfach selbst in eine Entzugsklinik ein, er nahm ab und zu, die Klatschblätter verfolgten seine unterschiedlichen Zustände mit Vergnügen. Seine Serie „Mr. Sunshine“ scheiterte, sie war nicht lustig. Jetzt endlich, mit „Odd Couple“ scheint es wieder rund zu laufen: Eine zweite Staffel ist schon bestellt.

Perry ist jetzt 46, sieht wegen der Gewichtsschwankungen und der Sucht aber älter aus, wenn auch nicht richtig erwachsen. Er hat immer noch diesen Kinderblick, den er bei „Odd Couple“ häufig einsetzt: als könnte er nicht glauben, was die Welt mit ihm anstellt. Als Oscar Madison, Sportjournalist und Müßiggänger, muss er mit seinem neuen Mitbewohner Felix Unger (Thomas Lennon) klarkommen, einem neurotischen Pendanten. Beide haben eine Scheidung hinter sich, die Hoffnung auf Liebesglück aber noch nicht aufgegeben. Ein Coup ist „Odd Couple“ nicht gerade, die Geschichte ist zu behäbig und manche Witze sind einfach zu billig, aber es ist doch eine Freude, Matthew Perry wieder in Form zu sehen – auch wenn er jetzt eine seltsame Fönfrisur hat. Das schiefe Lächeln sitzt noch.

 

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