Oklahoma, HH – FINK und Gäste begeistern mit einem kleinen, feinen Konzert

Finkbeobachtungen im Spätherbst sind in diesem Jahr angesagt: Zwei Tage vor dem Konzert spielten Fink im Schaufenster eines Hamburger Plattenladens. Da waren schon ’ne Menge Leute zugegen, und als Nils Koppruch, seines Zeichens Sänger und Gitarrist bei Fink, die Bühne im Schlachthof betritt, ist der Laden pickepacke voll. Zum lässigen Bebop von „Ursa Minor“ gesellen sich nacheinander Andreas Voss, Dinesh Ketelsen, Henning Wandhoff und die Gäste Martin Wenk von Calexico an Trompete und Vibraphon und Reverend Ch. D. an der Orgel zu ihm, und er singt „“Der Wind in Oklahoma ist der gleiche Wind/ Wie hier, nur er gehört nach Oklahoma“. Diese Feststellung macht einen dann doch skeptisch, denn live hören sich Fink ja meist gar nicht nach Oklahoma, tumbleweeds und Country an. Man wundert sich immer, wie rockig das auf der Bühne klingen kann, wenn sie die Songs auf das Wesentliche reduzieren.

Heute ist das alles anders: Die Gäste (später kommt noch Ecki Heinz an Fiddle und Gitarre hinzu) sorgen für einen opulenten Sound, und alles klingt so wohlig altmodisch, dass man sich bei Songs wie „“Diese Stelle“ oder „“Strich in den Tag“ einerseits fragt, warum sich so viele junge Menschen hier versammelt haben – und andererseits, was die Dillards wohl heute machen. Wunderbar auch, wie die lakonischen Texte Koppruchs, der mit wenigen Worten alles sagen kann, an einigen Stellen durch einen Calexico-Breitwand-Sound kontrastiert werden. Koppruch ist es auch, dem es durch seine Bühnenpräsenz gelingt, so viele Leute für diesen meist gemütlich-unaufgeregten Scheunen-Sound zu begeistern.

Wie vielseitig Fink wirklich sind, ahnte man ja schon auf den letzten beiden Alben, und so zeigen sie bei der Bearbeitung von „“Fisch im Maul“ und dem an Dave Brubeck erinnernden backing des unglaublich feinen „“Messerkampf“, dass Jazz im Finkkosmos beileibe kein Fremdwort ist.

Spätestens nach einer wunderschönen Version von „Irgendwann Regen“ weiß man, dass dort oben auf der Bühne eine kleine neue Lieblingsband spielt. Auch das tolle „Stern“ spielen sie – umgedichtet auf Roland Barnabas Schill: „“Er ist der Stern vom ganzen Laden“. Nach edichen Zugabengehen die Helden gen Westen ab. Kurz darauf weht der Wind einen Heuballen über die Bühne, und man ist sich sicher: Der Wind in Oklahoma ist der gleiche Wind…

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