Peter Maffay – Grosse Freiheit, Hamburg

Ein bisschen sehr frech grinst er ja schon. Etwa bloß, weil bei ihm so Ansagen wie „Ich hoff, euch geht es gut!“ nicht gleich hochnotpeinlich wirken? Oder ist es die Band, mit Carlton und Dietz, Kravetz und Engel und inzwischen noch mal Kravetz, diesmal Junior, die ihn so verflucht lässig werden lässt?

Aber lieber Peter, verehrter Herr Maffay, das haben wir doch längst bemerkt, dass die Jungs nicht mehr in der zweiten Liga spielen! Stets waren doch Sie der Stein des Anstoßes! Und jetzt, bitte schön, verlangen wir nach einer plausiblen Erklärung, weshalb das nicht mehr so gut funktioniert. All die netten und tollen Musiker, die Sie noch beim letzten Mal aus aller Welt auf Ihre Bühne geladen hatten, ja, da konnte man ja wohl nur den Hofknicks proben. Wer würde wohl einen Sonny Landreth, einen Keb‘ Mo‘ und Lokua Kanza ohne Not dafür haftbar machen, dass er Sie nicht gekannt hat? Schwamm drüber.

Aber das jetzt, was sollte das bedeuten? Wieso machen uns anderthalb Stunden mit Ihnen auf einmal Spaß? Weshalb lächeln wir noch, wenn Sie schon wieder in Balladen-Herrlichkeit schwelgen und bestellen sofort ein neues Bier, bloß weil die oben erwähnten Herren vom Rock’n’Roll träumen? Oder träumen die gar nicht mehr? Wissen die womöglich wirklich, wie so was geht? Wie man einen 50-Jährigen im weißen Unterhemd einfach dazu bringt, einen echten Knaller anzusagen und dann auch wahrhaftig zu bringen? Okay, das Teil heißt „Freier Fall“, so hätte ja schon vor 15 Jahren ein Titel von Ihnen heißen können. Aber was hätten wir da noch befürchten müssen? Und nun hoffen wir ganz unvermutet, der Titel möge doch bitte jedes Radio-Format sprengen, und Sie tun uns den Gefallen sogar! Haben Sie sich das auch gut genug überlegt? Wahrscheinlich nicht.

Und das war das Beste, was Ihnen einfallen konnte. Es ist ja nun nicht so, dass man vor Ihrem Album „X“ nicht gewusst hätte, womit man sich nachmittags die Zeit vertreiben soll. Gut, wir nutzen den Segen der „Programm“-Taste, aber es bleibt doch einiges übrig. Aber wir denken doch so langsam über Respekt ehrlich nach. Und als Sie der Meute das Abspielen alter Gassenhauer kalt lächelnd verweigern, bauen wir Ihnen ein paar Brücken, es müssen ja keine sieben sein, in unser Herz.

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