Piraten ade

MIDEM 2001: Die neuen Strategien für das Internet

Der Pirat ist ein unangenehmes Wesen. Doch er ist nichts im Vergleich zum Rechtsanwalt. Denn wo der eine mit anarchischer Energie musikalisches Freibeutertum praktiziert, holt der andere mit der Keule des Gesetzes oder gar des Geldes aus, und zwingt seine Gegner zu Boden. Wenn sie clever sind, lassen sich die Besiegten nichts anmerken und erklären schließlich den Druck durch die Advokaten zur eigenen Erkenntnis.

Michael Robertson, charismatischer Chef der Download-Pioniere mp3.com, stellte daher auf der Netztagung der Musikmesse Midem in Cannes seine

neuen Payback-Systeme für die Künstler als Selbstverständlichkeit dar. Klar, der geplagte Klangdienstleister soll etwas bekommen für seine Songs und Files. Doch der geneigte Kunde darf auch nicht dafür bestraft werden, dass Denn eigentlich richtet sich die Branche nur auf die Fortsetzung des Konkurrenzkampfes mit anderen Mitteln ein. Der Börsenkrach hat zwar viele Visionäre vom Markt gefegt, die Majors und einige kapitalstarke Netzpioniere aber er etwa sein Lieblingslied mehrfach herunterlädt Robertson fordert anstatt eines Urheberrechts ein sogenanntes „Value Right“, damit der Wert und Nutzen des angebotenen Produkts variabel beurteilt werden kann. Damit bringt er eine Diskussion wieder in Bewegung, die seit dem Napster-Deal abgeschlossen zu sein schien.

sind geblieben. Und Online-Ereignisse wie Madonnas Club-Auftritt, den neun Millionen Menschen an den Rechnern gesehen haben sollen, fuhren zu vorsichtigem Optimismus. Außerdem wissen die Profis, worauf es ankommt: Man braucht weitreichende Lizenzen und muss seine Lieder möglichst idiotensicher an den Konsumenten bringen.

worüber man sich früher im Laden geärgert hat, soll dabei vermieden werden. Die bevorzugten Angebote sind Burning On Demand, Online-Diskotheken und natürlich die umfassende Verlinkung mit Merchandising-Artikeln, vom Video bis zur Sammlertasse. Diese Inhalte werden vereinfacht präsentiert und immer unabhängiger vom PC als Endgerät. Die Zukunft liegt zum Beispiel im Handy als Multifunktionseinheit, die als MP3-Player ebenso taugt wie als Online-Zugang. Oder im Netzradio im Transistor-Format, mit dem man sich wie bei www.imnetworks.com aus 800 verschiedenen Radiostationen weltweit berieseln lassen kann.

All dieser Schnickschnack jenseits des üblichen Vertriebsweges scheint so attraktiv zu sein, dass sich sogar ehrwürdige Gestalten der Musiker- und Produzentenliga wie Peter Gabriel ins Haifischbecken begeben: „Die Künstler müssen aufwachen. Als die CD eingeführt wurde, haben viele die Entwicklung verschlafen. Das soll nicht noch einmal passieren“, meint der alte Herr der britischen Popmusik und bietet mit www.od2.com ein Shopsystem, das die Abwicklung aller Geschäftsbeziehungen mit Online-Anbietern offeriert. Gegenüber so viel Seriosität wirkt Thomas Dolby wie ein Garagentüftler, wenn er aufwww.beatnik.com Handytöne oder Remixe zum Selbermachen und Weitermailen anpreist.

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