Platten, die wir lieben: „6“ von Stephan Sulke

Jeder hat unter seinen vielen Platten die eine, die ihm besonders viel bedeutet. Zur Plattenladenwoche erzählen Rolling Stone-Autoren ihre Vinyl-Liebesgeschichten. Heute erzählt Arne Willander.

Zwischen 1976 und 1984 gab es kaum eine Fernsehshow mit Musik, in der nicht Stephan Sulke am Klavier saß und eines seiner listigen Lieder sang. Man nannte seinen Humor „verschmitzt“. Sulke lebte in der Schweiz, er war eigentlich Toningenieur und nicht mehr ganz jung, als er der Liebling der Deutschen wurde: 1981 erschien „Uschi“ von dem Album „6“, und „Mensch Uschi, mach’ kein’ Quatsch“ tönte mindestens ein Jahr lang aus dem Radio. Sulke war ein Mann, der die Frauen liebte, ein Charmeur, Melancholiker und Romantiker. Fast 30 Jahre später suchte ich diese Kindheitserinnerung: den elegisch lächelnden Chansonnier am Piano. Sulkes fabelhaftes Debüt kaufte ich für 39,90 Euro, doch es gab keine CD von „6“. Schließlich erwarb ich die alte Schallplatte von Intercord für 3,95 Euro, darauf prangte noch immer der Aufkleber „Preis der Deutschen Phono-Akademie – Künstler des Jahres 1982“. Dann stellte ich einen Plattenspieler ins Wohnzimmer und hörte „Bist wunderbar“ und „Die Erste“ und „Die dies nu gar nicht nötig haben“, immer wieder drehte ich die Platte um, und ich begriff nicht, wie ich all die Zeit ohne Stephan Sulkes Lieder ausgehalten hatte.

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