Pulp – Different Class

Punkte: 80

Glaubt man dem Meister selbst, so entstand der Großteil der Texte dieser Platte innerhalb einer Nacht am Küchentisch, flankiert von einer billigen Flasche Brandy und emotionalem Ungleichgewicht. Dass diese Arbeitsweise oft genug die erfolgreichste ist, dürfte Journalisten wie auch Akademikern bekannt sein. Im Falle von „Different Class“ führte sie vor allem zu einer immensen Geschlossenheit des Inhalts: Jarvis Cocker portraitierte im Prinzip das Milieu, aber auch seinen eigenen Bewusstseinszustand, der sich wie schon beim sträflich unterschätzten Vorgänger „His’n’Hers“ aus allerhand latent sexuellen Rückblenden gespeist hatte. Dabei war aber auch die Ambivalenz des beginnenden Erfolges erkennbar: So ist neben den altbekannten Indiedisko-Krachern „Common People“ und „Disco 2000“ vor allem „Sorted For E’s & Wizz“ zu nennen: „Oh is this the way the future’s meant to feel / Or just 20.000 people standing in a field“, heißt es hier. Was eigentlich Milieustudie der Rave-Feierei sein sollte, lässt sich in der Rückschau durchaus auch als Zustandsbeschreibung der erfolgreichen Live-Band Pulp lesen, der mit dieser Platte vor allem eines gelang: Den 1995 medial inszenierten Zweikampf zwischen Blur und Oasis souverän für sich zu entscheiden.

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