Pussy Riot sagt Putin „Auf Wiedersehen“, Reaktionen auf das Urteil

Am letzten Freitag wurden drei Mitglieder der Punk-Band Pussy Riot wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" zu zwei Jahren Haft verurteilt. Der Protest geht jedoch weiter. Prominente Künstler stellen sich auf die Seite der Russinnen, auch ein neues Video der Aktivistinnen wurde pünktlich zum Gerichtstermin veröffentlicht.

Nadescha  Tolokonnikowa, Maria Aljochina, Jekaterina Samuzewitsch – die drei Mitglieder der Punk-Guerilla Pussy Riot – wurden am letzten Freitag von Richterin Marina Syrova zu zwei Jahren Haft verurteilt. Der Grund „massive Verletzung der öffentlichen Ordnung.“ Diese Verletzung bezieht sich auf die Stürmung der Christus-Erlöser-Kathedrale im Zentrum Moskaus. Vier junge Frauen beteten  in ihrem „Punk-Gebet“ für eine Erlösung  Russlands von Wladimir Putin (wir berichteten).

Putins Rechnung, die Protest-Gruppe aus mindestens zehn Mitgliedern  mit einer Verhaftung  zu unterjochen, geht jedoch nicht auf. Am Tag des Gerichtstermins veröffentlichte ein Mitglied des mindestens zehnköpfigen Kollektivs einen neuen Song. Dieser schallte am Freitag von einem Balkon eines dem Gerichtsgebäude gegenüber gelegenen Wohnhauses. In dem Song „Putin entzündet das Feuer der Revolution“ findet sich eine überdeutliche Ansage gegen das politische System Russlands. Die österreichische Tageszeitung Der Standard übersetzt die Zeilen folgendermaßen: “ Das Land geht auf die Straße mit Mut, das Land sagt dem Regime auf Wiedersehen.“ Der Song mit passendem Video ist mittlerweile schon im Internet zu finden.

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Doch nicht nur innerhalb der Band floriert der Protest gegen die Zensur Putins.  Bei einer Demonstration am Freitag wurden zahlreiche Anhänger der Band festgenommen, unter ihnen auch Ex-Schachweltmeister und Oppositionspolitiker Garri Kasparow.  Ihm drohen nun bis zu fünf Jahre Haft, weil er einen Polizisten gebissen haben soll.

Weltweit haben tausende von Menschen gegen das Urteil Syrovas demonstriert. So  beispielsweise in Berlin, wo Street-Art Künstler von Mentalgassi einen Altglascontainer mit Augen und Mund beklebten und ihm im Stile der Pussy Riot Bewegung eine Strumpfmaske übergezogen haben.

Auch in Musikerkreisen kocht die Entrüstung weiter hoch.

Paul McCartney sicherte den drei Aktivistinnen in einem Brief bereits vor dem Urteil seine Unterstützung zu. So formulierte der Ex-Beatle den Wunsch, dass „die russischen Behörden das Prinzip der Redefreiheit respektieren.“ Dass dies nicht der Fall war, wurde jetzt deutlich.

Madonna plädierte daraufhin für die Freilassung der kremlkritischen Aktivistinnen.  Am Wochenende verkündete sie auf einem Konzert in Zürich  folgende Botschaft: „Free Pussy Riot“. Passend dazu breitet sie ihre Arme aus, auf denen die Botschaft in fetten Lettern geschrieben stand. Die Menge stimmt in den Sprechgesang mit ein.

Schon in früheren Interviews machte die Musikerin ihre Solidarität mit den Feministinnen deutlich, freie Meinungsäußerung stehe bei ihr an erster Stelle. Auf Madonna.com forderte die Pop-Ikone am Freitag Künstler aus aller Welt dazu auf, „gegen die Travestie öffentlich zu protestieren“.

Auch Merkel nannte das Urteil  „unverhältnismäßig hart.“ Das Weiße Haus sei ebenfalls über die Entscheidung enttäuscht.

Doch die Musikerinnen wollen nicht um Gnade ersuchen. Die Verteidiger der drei Verurteilten wollen jetzt jedoch Berufung einlegen. Denis Dwornikow von der zivilen Kammer, welche die russischen Behörden berät, teilte der Interfax mit, dass eine  Abmilderung des Strafmaßes bei einer Berufung sehr wahrscheinlich sei.

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