Quäle den Künstler!

Wieder ein Wunderkind: Joey Goebels "Vincent"

Früher spielte Joey Goebel in einer Rock-Band, die The Mullets hieß, auf deutsch also Die Vokuhilas. Er studierte auch englische Literatur. Nun gilt Goebel, 25, aus Kentucky wenigstens dem alten Spinner Tom Robbins als größtes Talent des jungen Jahrtausends. Schon feiert der Diogenes-Verlag Goebels Roman „Vincent“ (19,90 Euro) als Wunderwerk. Doch die Farce um einen Knaben, der seiner Familie entrissen wird, um in einer Akademie zum Großkünstler ausgebildet zu werden, ist bloß eine alberne Mediensatire und ein fades Adoleszenz-Drama. Der Ich-Erzähler Harlan raubt jenem Vincent mephistophelisch jede Freude, die Freundin und die Gesundheit, damit der sich als leidender Künstler dem Schreiben von Popsongs und Drehbüchern widmen kann.

Diese Idee meint der Originaltitel „Torture The Artist“. Gepeinigt wird zuvörderst der Leser mit papierenen Dialogen, einem haarsträubenden Plot und Gratis-Kritik am Stumpfsinn von Mediengesellschaft und Jugend-Industrie. Das gemachte Genie Vincent Spinetti ist eine ebenso unfaszinierende Figur wie sein Quälgeist. Manager und Freund, einst genauso erfolgloser Musiker und Plattenrezensent wie Autor Goebel.

Die Schnurre kann nur als Jugendroman gedacht sein, in Deutschland gab es mal eine ähnliche Mär über einen Jungen, der sein Lachen verkaufte. Die unvergeßliche Fernsehserie hieß „Timm Thaler“.

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