Quentin Tarantino: Der Netflix-Kritiker nennt seinen Netflix-Favoriten
Eine Horrorserie bekommt den Ritterschlag, während er für Netflix ein Drehbuch schreibt und sein zehntes Kinowerk weiter im Dunkeln lässt
Quentin Tarantino macht sich rar. Zuletzt wurde er in Bar am Milano Square in Tel Aviv gesichtet, seine Frau Daniella Pick and die beiden Kinder Leo and Adriana leben in der Stadt. Auf die spontane Frage eines Klatsch-Reporters, wo genau er die Raketen-Angriffe des Iran verbracht hätte, gab er keine Antwort.
Ebenso wartet die Welt auf belastbare Infos über Quentin Tarantinos zehntes und letztes Filmwerk. Kardinalfrage dabei: Ist „The Movie Critic“ nun in der Ideen-Tonne verschwunden oder nicht? Der Regisseur schweigt dazu und stellt noch einmal sein schwieriges Verhältnis zu Film-On-Demand-Plattformen klar. Ob sie nun Netflix, Prime Video oder AppleTV+ heißen.
Dem Branchenmagazin „Slash Film“ hatte er dazu gesagt: „Wenn man diese Filmkanäle im Pay-TV-Paket hat wie ich, und die Liste der Möglichkeiten durchforstet, dann kommst du oft genug nie dazu, es dir WIRKLICH anzuschauen. Oder du guckst tatsächlich rein, aber dann nur für zehn oder zwanzig Minuten. Dann macht man etwas anderes und entscheidet: Nö, gefällt mir nicht. An diesem Punkt sind wir gerade!“
Favorit: „The Haunting of Hill House“
Nun bekräftigte der 62-Jährige in einem Interview zumindest seinen Favoriten im ungeliebten Streaming-System, in das Tarantino offenbar zur „Marktbeobachtung“ dennoch einmal reinschaut: „Meine Lieblingsserie ist konkurrenzlos ‚The Haunting of Hill House‘, adelte er die viel gelobte Atmo-Horror-Schöpfung für Netflix von Mike Flanagan.
Als dieser von Tarantinos Einlassung erfuhr, fasste er seine Gefühle nach dem Kollegen-Ritterschlag mit einem knuffigen „verdammt“ zusammen. Flanagan gilt längst als eines der größten Neo-Grusel-Talente des 21. Jahrhunderts. Seine bislang fünf Netflix-Serien gelten als „über dem Durchschnitt“, doch in Kritikerkreisen gilt als ausgemacht, dass „The Haunting of Hill House“ auf einer höheren Stufe steht als „The Haunting of Bly Manor“, „Midnight Mass“, „The Midnight Club“ und „The Fall of the House of Usher“.
Scott Franks „The Queen’s Gambit“ ist eine weitere Netflix-Produktion die Netflix-Gegner Tarantino aus dem riesigen Angebot mit seinem Lob bedacht hat. Dieses Love/Hate-Verhältnis zu den Streamern besteht bei ihm nicht nur in der Position als Zuschauer. Als „Auteur“ mit umfangreichen Rechten an den Stoffen hat er Netflix immerhin erlaubt, eine Version seines achten Spielfilms „The Hateful Eight“ als erweiterte Miniserie mit vier Episoden zu zeigen. Ebenfalls bei Netflix ist die „Verlängerung“ von Tarantinos „Once Upon a Time … in Hollywood“ unter der Regie von David Fincher in Arbeit. Hier arbeitet Tarantino aktiv am Drehbuch des Streaming-Sequels. Dafür werden üppige Honorare fällig, die ihm wiederum den Rücken für seine Kino-Projekte freihalten.
Doch eine Streaming-Originalproduktion zu übernehmen, weigert er sich strikt. In einigen Interviews hat er beispielhaft (Streaming-)Filme wie „Red Notice“ und „The Adam Project“ mit Star-Schauspieler Ryan Reynolds als „nicht relevant für die Filmkultur“ bezeichnet. Da können die Produktionskosten und die Gagen für Reynolds noch so hoch sein.