Rare Trax Vol. 13

Zurück- und vorausgeschaut wird in dieser Ausgabe ausgiebig. Von musikalischen Sternstunden und Hoffnungen ist natürlich die Rede. Doch wir wollten auch wissen: Wie klingt das, wenn sich Musiker mit einer Zäsur wie dem Jahrtausendwechsel auseinandersetzen? Ist Untergangsstimmung angesagt, oder sieht die Zukunft eher rosig aus? Das Resultat unserer musikalischen Recherche: Beides ist drin, die zwölf Acts dieser "Rare Trax"-CD halten die ganze Palette der Möglichkeiten parat - vom Ende der Menschheit bis hin zu einer globalen Verbrüderung. - But only time will teil...

LAIBACH 2525

Das Künstlerkollektiv Laibach, Speerspitze der „NSK“ (Neue Slowenische Kunst), spielte schon lange vor Rammstein mit Nazi-Ikonographien, nur bewusster und radikaler. Und unterzog musikalisch vor allem die Hits der Großen (Stones, Beatles) einer Radikalkur – bombastisch, teutonisch und wagnerianisch. Zager 8C Evans‘ Hit „In The „¥ear 2525 (Exordium & Terminus)“ in eine schicksalsschwangere Oper zu verwandeln, konnte nur Laibach einfallen.

MATTHEW SWEET MILLENNIUM BLUES

„.“ and how rar further will I have to traveL to stay away from you, Millennium blues…“, fragt sich sorgenvoll Matthew Sweet. Zwar hat er sein Zweifeln an der vermaledeiten Jahrtausendwende, so, wie man es von ihm aus Golden-Palominos-Zeiten gewohnt ist, mit kompaktem, eingängigem Power-Pop fast Party-kompatibel gemacht, doch mit seinen Texten geht der Mann aus Nebraska auch hier wieder ans Limit. Was ihm von den Kritikern diverse Neil-bung-Vergleiche, in Japan gar Kultstatus eingetragen hat. Sweet erlangte dort als Figur eines „Manga“-Comic bei Japans Jugend Unsterblichkeit.

CHUCK PROPHET NEWYEAR’SDAY

Wenn einer so heißt wie er, dann darf man von ihm zum „New ear’s Day“ auch ein paar prophetisch-tröstliche Worte wie „… don’t cry, it’s new year’s day again…“ erwarten. Chuck Prophet betrachtet hier die Jahreswende aller Jahreswenden nicht aus der Nostradamus-Perspektive, nein, er schildert eine Silvesternacht, in der man den Vtfeltuntergang beim Öffnen und Schließen alter Beziehungskisten total vergisst.

BAD RELIGION 21st CENTURY (DIGITAL BOY)

BR-Sänger Greg Graffin, der mit seinen Mitstreitern eine tiefe Abscheu vor allen etablierten Religionen teilt – daher der Bandname – geht voller Pessimismus ins nächste Jahrtausend. „I’m a 21st Century digital boy/I don’t know

how to live but I got a lot of toys…“ gesteht er hilflos – doch das vom schonungslosen doomsday-Geiärme seiner Band kongenial in Szene gesetzt.

DIE TOTEN HOSEN YEAR 2000 (ALLES WIRD GUT)

Einerseits hadern die Hosen mit dem nächsten Millennium, fragen sie doch erst skeptisch „… where will we be in the year 2000?“, haben dann aber für alle Zweifler durchaus Tröstliches zu verkünden: „… we will be togedier in the year 2000“ und besser noch – „… the world will be a better place in the 21st Century“. Das alles mit dem Hosen-typischen Volldampf serviert, und schon wird die Nacht aller Nächte nicht lau, sondern laut PHONOROID TIME FLIES Die deutsch/amerikanische Formation um Axel Heilhecker (Gitarre) und Vanessa Vasser (Gesang) geht zu psychedelischen Country-Pop-Klängen eher gelassen ins neue Jahrtausend. „You say time flies by when you’re not having fun ™“ kiekst die Sängerin ergreifend schön, und wir alle haben verstanden: Nicht Furcht ist die Losung für die Stunde Null, nein, sie lautet fun…

JACK LOGAN METROPOLIS

Der hochgelobte Singer/Songwriter Jack Logan besingt auf „Metropolis“ (von seinem Meisterwerk „Buzz Me In „) trefflich die grassierende Paranoia seiner US-Landsleute. Und da er sich dabei vorkommt, als sei er von einem anderen Stern in die Staaten gelangt, redet er lächeles: „No, we need a place to live/we agree this isn’t it…“ Seine Worte in die Ohren der Spökenkieker.

CANNED HEAT 2000 REAS0NS(Y2K BLUES)

„Boogie 2000“ heißt das jüngste Album der kalifornischen Blues-Veteranen, und mit dem Song „2000 Reasons (Y2K Blues)“ tun sie ihre Skepsis bezüglich des Jahrtausendereignisses kund. „If the lights go out and die planes fall from the sky/got me old soul worry/hang down my head and cry“ klagt Sänger Robert Lucas, und wir alle trösten uns mit dem Gedanken, dass das nun mal ein Blues ist

GREGTROOPER

21st CENTURY BOY Obwohl Greg Trooper aus New Jersey stammt, hat er sich dem Countryrock verschrieben. Dies Metier beherrscht er so meisterlich, dass Steve Earle, Billy Bragg und Vince Gill seine Songs gecovert haben. „21st Century Boy“ hat Trooper seinem 4-jährigen Sohn gewidmet: „Ich wollte ein unschuldiges Kind darauf vorbereiten, was es in der Erwachsenenwelt zu erwarten hat: Egoismus, Rassismus, Hass, Umweltverschmutzung und Gefühlskälte.“

LOUDON WAINWRIGHT

Y2K Er ist der Lieblings-Singer/Songwriter der Redaktion, und er hat uns auch diesmal nicht enttäuscht, ist sein „Y2K“ doch der mit Abstand lustigste und bissigste Beitrag dieser Compilation.

„We’re in a time machine, going back my friend/Doin‘ 1900 all over again…“ Adressat dieser Zeilen: Bill Gates.

THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN

RESPECT & DEVOTION (PT. 2) Tom „The Perc“ Redecker wühlte für uns im eigenen Archiv und wurde zum eigenen Erstaunen fündig. Auf dem Debütalbum seiner Band entdeckte er „Respect & Devotion (Pt 2)“, ein Werk, das uns trotz seiner bedrohlichen Klangaura Mut machen will: „Everybody relax on the ground ‚til we’re standing overground/In this millennium’s last decade, yeah – the last decade/Let’s have a decade/Gimmie ten more years/1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, ten, ten years/In this millennium’s last decade…“

JIMO’ROURKE

PRELUDETO110OR220 Das letzte Wort gebührt dem genialen Gitarristen (The Red Krayola), Komponisten (Kronos Quartet) und Produzenten (Sonic Tfouth)Jim O’Rourke. In seinem „Prelude To 110 Or 220“ singt er: „Women of the world take over/Cause if you don’t the world will come to an end.“ – Eine Forderung, der wir uns nach kurzem Überlegen vollinhaltlich anschließen. -Doch ob man auf O’Rourkes Warnung hören wird???

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