Red nicht von Straßen

Im Titelstück von Sally Crewes Debütalbum, „Drive It Like You Stole It“, macht einer das, was man in Japans Metropolen midnight clubbing nennt: Irgendwie vom Leben gejagte Jungspunde stehlen teure Autos, nehmen schwere Drogen und fahren dann halsbrecherische Autorennen durch die Stadt, möglichst ohne dabei umzukommen.

Ein typisches Thema auf dem ersten Werk der Wahl-Londonerin; dauernd fährt irgendwer in schnellen Autos vor irgendwas davon. „Ich wollte schon als Kind immer gern mit den Erwachsenen mitfahren, egal wohin“, erklärt Crewe und leugnet das autobiographische Moment in der eigenen Lyrik gar nicht erst, „ich schätze, es ist dieses Gefühl des Unterwegssems, das mich reizt. Wer stehen bleibt, stirbt.“ Entsprechend hat Sally Crewe in ihrem noch längst nicht 30-jährigen Leben jeden Stillstand vermieden. Nach der Kindheit in Nottinghamshire und der Rock & Roll-Jugend in Leeds trieb es die kaum Volljährige nach New York, wo sie sich als Sängerin und Songschreiberin die ersten Sporen erwarb. Aus dieser Zeit stammt ein Kontakt, der sich nun als wichtig erweist: Ihr Debüt spielten und produzierten keine Geringeren als Jim Eno und Britt Daniel von Spoon.

So lebt „Drive It Like You Stole It“ vom auditiven Forscherdrang des Herrn Eno wie vom melodischen Vermögen der Artistin selbst: Meist aufs Trio begrenzt, singt Crewe spröde Gitarrenlieder, deren kantiger Klassizismus gerade jetzt sowohl in London als auch New York gut gefunden werden wird. „Die Art von Jim und Britt, Musik zu machen, die Atmosphäre im Studio, all das hat die nächste Platte gleich mit entstehen lassen. Ich muss sie nur noch aufnehmen, aber das wird viel schneller gehen als beim ersten Mal.“ Run, Sally, run.

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