Reelin‘ In The Years

Volume 7

Im vierten Stock residiert nun das „WOM Journal“, der Verleger hat ein Joint Venbure arrangiert. Die Anzeigerlleute teilen wir uns mit i dem anderen Blatt; sie arbeiten allerdings in Sprechdistanz auf unserer Etage. Der häufige Gebrauch von semantischen Konstruktionen wie „Schöne Restwoche“ und „Herzlichen Giühstrumpf“ hindert mich manchmal am Schreiben, also setze ich den alten Kopfhörer auf, doch Oliver Hüttmanns in der Nähe angeleinter und sich suhlender Hund nagt bald das Kabel durch. Sonst beschäftigt er sich mit einem gerupften Gummihuhn.

Mit Oliver hatte ich früher bei einer Lokalzeitung gearbeitet; wir schrieben für die sogenannte Pop-Seite der Wochenend-Ausgabe und für das Kultur-Ressort. Bei den Kino-Vorführungen am Vormittag saßen wir meistens gemeinsam, und abends besuchten wir Konzerte. Oliver steuerte rasant das Auto und drohte unbotmäßigen Verkehrsteilnehmern. Birgit Fuß tritt der Redaktion bei. Erste Online-Versuche sind noch abenteuerlich; ein Armenier, der auch Party-Stadtrundfahrten im Bus organisiert, kümmert sich um die Website. Aber immerhin gibt es überhaupt eine RS-Wehsite. Wir entdecken – spät – die Segnungen der E-Mail, die endlich eingerichtet wurde. Moderne Zeiten!

Die New-Economy-Blase bläht sich auf und platzt; die Umsätze der Plattenindustrie sinken seit zwei Jahren. Daist guter Rat teuer und wird zuweilen extern eingekauft. Titelblätter mit den Backstreet Boys und Ricky Martin bestürzen nicht wenige Leser. Die beschworene „Öffnung“ wird offenbar nicht belohnt – der Verleger rudert zurück.

Noch immer kein Swimmingpool.

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