Review: „Game Of Thrones“, Staffel 7, Folge 3: Like Ice In The Sunshine

Gipfeltreffen zwischen König und Königin: Wer behält die Oberhand? Rezension von „The Queen's Justice“

Für Die-Hard-Fans von „Game Of Thrones“ gehört es vielleicht zum Standardwissen, aber der Ursprung des Serien-Buchtitels „Ein Lied von Eis und Feuer“ findet hier, in Staffel sieben, Folge drei, erstmals seine Erklärung: „Ich habe nun Feuer und Eis zusammengebracht“, sagt Melisandre.

Eis ist Jon Snow, Feuer ist Daenerys. Der König des Nordens und die Königin der Drachen stehen sich gegenüber. Das Netz schäumt über vor Freude. Einem der beiden, dem Bastard oder der zähen Kämpferin, werden bei „GoT“-Buchmachern die größten Chancen eingeräumt, am Ende auf dem Eisernen Thron zu sitzen.

Wer wird vor wem in die Knie gehen – wer gewinnt den Showdown? Daenerys trifft, nach all den Odysseen und Schlachten in der Wüste, mit Snow erstmals auf die Haupfigur einer anderen Landschaft, einer anderen Natur, einer Erfahrung mit dem Bösen jenseits der Mauer.

Man spürt die Rehearsals zwischen den Schauspielern Emilia Clarke und Kit Harrington, die dem Zusammentreffen Snows mit der Khaleesi vorangegangen sein müssen, den Drive der TV-Leute Benioff und Weiss, ihren Figuren das in den Mund zu legen, was Schriftsteller George R.R. Martin wohl geschrieben haben könnte, wäre er mit seinen „Ice and Fire“-Romanen hinterhergekommen. Der Szene im Thronsaal ist anzumerken, dass die Autoren unentschlossen zwischen Street Talk, Toughness und Hochliteratur changieren.

„Welcome To Dragonstone“, so empfängt die Gesandte Missandei Snow und Ser Davos. „Es muss eine lange Reise gewesen sein.“ Keine Hostess hätte einen besseren Job machen können. Die Konfrontation des ungekrönten Königs mit der ungekrönten Konkurrenzkönigin folgt sofort, und sie folgt der offensichtlichen Spielregel: Snow wird nicht in die Knie gehen, aber sein Stolz ist auch nicht gigantisch groß – er sucht den Ausweg, weist darauf hin, dass ein größerer Gegner auf beide lauert. Der Nachtkönig.

„Vertrauen“

Im Dialog der beiden Vielleicht-Verbündeten ist die Khaleesi eine Figur von Benioff und Weiss, der Bastard der Versuch von Benioff und Weiss, wie George R.R. Martin zu klingen. Die Khaleesi wirkt wie aus einem Coming-Of-Age-Drama oder einem Sportlerfilm. Sie steht von ihrem Thron auf, und bei jedem Schritt die Treppe runter zu Snow zählt sie Stufe für Stufe die Pein auf, die sie erdulden musste. Versklavung, die Schläge, Vergewaltigungen. „Es gibt deshalb nur eines, in das ich vertrauen haben kann“, sagt die Königin, und bevor man als Zuschauer Zeit hat die Hände vors Gesicht zu halten, endet sie mit: „Und das ist das Vertrauen in mich selbst.“ Die Khaleesi hätte cleveres Verhandlungsgeschick verdient. Ein unbefriedigender Moment, vor allem, weil der Konflikt mit einem „Ich kenne euch doch gar nicht!“ als Antwort Snows fast schon ein Totschlagargument auffährt.

Snow-Darsteller Harrington hat seinen grimmigen König schon vielfach, am bekanntesten in „Saturday Night Live“, veräppelt. „Winter is coming!“ als nervende Miesepetrigkeit. Nun steht er auf den sonnendurchfluteten Klippen von Dragonstone, nicht mehr im Schnee, und sagt sein „The Dead are coming“. Am Strand klingt das etwas blöd. Zum Shakespeare für Arme wird Snow, als er das ausspricht, was auch der letzte Zuschauer erkennen soll: „Here I am, a Northern Fool!“. Tyrion sekundiert, indem er etwas zu offensichtlich die „GoT“-Antagonisten gegeneinander abwägt: „Die Leute wollen lieber an Cersei als an die White Walker, das Übernatürliche, glauben.“

Cersei und die Schlacht

Das laue Wortgefecht zwischen Daenerys und Jon Snow dominiert die Episode „The Queen’s Justice“, aber es gibt einige bemerkenswerte Szenen. Euron Greyjoy bringt Cersei wichtige Geiseln, was ihn zu ihrem Verbündeten macht – und auch ihre Popularität bei den eigenen Leuten steigert. „Es geht doch nichts über die Liebe des eigenen Volkes“, sagt Euron, zynisch natürlich. Eine weitere Anspielung der Serienmacher, dass Cersei Lennister, nachdem sie in der vergangenen Folge bereits Fake News verbreitete, in die Rolle des  „Game Of Thrones“-Trump hineinwachsen soll.

Als die Königin ihre hochrangige Gefangene, Ellaria Sand, im Kerker besucht, stellt sie auch erstmals in der Saga einer Gegnerin eine Frage, die von Herzen kommt. Sand hatte ihr die Tochter genommen. Cersei will nun wissen: „Warum hast Du das gemacht?“ Als wollte sie aus Antworten Frieden finden.

Die Verteidigung Casterlysteins ist dann wieder einmal einer ihrer taktischen Geniestreiche. Für die Staffeln sieben und acht haben die „GoT“-Produzenten ja, wie sie betonten, das Budget angehoben. Umso erstaunlicher, wie knapp diese Schlacht gehalten wurde, wie wenige Statisten durch Computereffekte multipliziert werden mussten, und wie leer das Gemetzel dennoch wirkt. Der Kampf wird mit einem Voice-Over begleitet, was dem ganzen eine schnellere Erzählgeschwindigkeit verleiht. Der Verzicht auf Klang und ausführliche Bilder spart natürlich auch Geld.

Der wortkarge Ser Jorah sorgt lange davor unfreiwillig für den lustigsten Moment. Ist der Soldat Rentner geworden, ist er in einem Kurort? Der Zitadellen-Patient hat eine fadenscheinige Begründung für seine wundersame Heilung parat: „Muss am Klima liegen.“

HBO
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