100 Schritte von Marco T. Giordana :: (Start 28.8.)

Tano, der Kuhhirte, das Bleichgesicht. Ein Mafioso, dem mein Vater in den Arsch kriecht – wie ein Dichter ätzt und spottet der junge Peppino (Luigi Lo Cascio) über seinen Radiosender, und alle im Ort, Freunde wie Feinde, lauschen gebannt seinen zornigen, mutigen Tiraden. „Mafiopolis“ nennt er sein sizilianisches Heimatdorf Cinisi. Don Tano (Tony Sperandeo), der Pate, wohnt nur wenige Meter von Peppinos Eltern und Bruder entfernt. Onkel hat er ihn als Kind genannt, denn hier sind alle eine große Familie, und jeder weiß, dass jener Peppinos Großvater ermordete, das vorherige Oberhaupt der Stadt. Aber es ist nicht Rache, die Peppino antreibt, sondern ein Kreuzzug für Freiheit und Courage gegen ein System der Angst und des Schweigens. Es sind die 70er Jahre. Peppino, der tatsächlich gelebt hat, ist Kommunist, referiert über die Filme von Fancesco Rosi und liest „Don Quichotte“. In seiner melancholischen Ernsthaftigkeit findet er auch die Hippies lächerlich. Giordana hat keinen Polit-Thriller gedreht, sondern ein beklemmendes, bewegendes Generationsdrama über den Konflikt mit Traditionen, brillant gespielt und fotografiert.

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