10,000 Maniacs – Campfire Songs…

Zwölf Jahre haben es die 10,000 Maniacs miteinander ausgehalten – und noch mal elf gebraucht, um eine Art Greatest-Hits-Album zusammenzustellen. Natürlich kein gewöhnliches: Das erste Album umfasst die „Most Popular Recordings“, das zweite diejenigen, die als „Obscure & Unknown“ durchgehen.

In den liebevollen Liner Notes wundert sich Natalie Merchant selbst, dass es so gut geklappt hat mit dieser Band. Als die Sängerin einstieg, war sie 17 und hatte keine Ahnung, wie Songwriting eigentlich funktioniert. Die „ungewollte Dualität“ aus ihren kämpferischen, sozialkritischen Texten und dem recht gefälligen Folkpop ihrer Kollegen machte die Maniacs in den 80er Jahren groß – und noch heute kann man sich den manchmal so naiven, oft so melancholischen Liedern kaum entziehen. Bevor Prozac populär wurde, schrieb sie mit „Like The Weather“ eine empathische Hymne für Manisch-Depressive, mit „What’s The Matter Here?“ einen Song über Kindesmissbrauch aus Nachbarssicht – Themen, die in Popsongs sonst doch eher unpassend wirken. Aber die Merchant hatte das Talent, immer eine ungewöhnliche Perspektive zu wählen. Wer dächte sonst schon daran, was die Schriftsteller-Mütter wohl so fühlen („Hey Jack Kerouac“)? Ungewollt Schwangere („Eat For Two“)? Vergiftete Familienväter („Poison The Well“)? Frauen von Alkoholikern („Don’t Talk“)?

Die unbekannteren, seltsameren Stücke zeigen die Maniacs nicht gerade von einer anderen Seite, sie erweitern nur das Bild – und offenbaren, wie brillant die Band beim Aussuchen von Coverversionen war. „Wildwood Flower“ von der Carter Family, John Prines „Hello In There“, Morrissey „Everyday Is Like Sunday“, sogar David Bowies „Starman“ und natürlich Jackson Brownes „These Days“, all das sind Aufnahmen, die man im Gegensatz zu manch unausgegorenem Demo – nicht missen möchte. Und weil die 10,000 Maniacs Chelsea Clintons Lieblingsband waren, durften sie 1993 sogar bei Bills Amtseinführung auftreten. Merchant sang mit Michael Stipe „To Sir With Love“.

Glückliche Zeiten. Kurz darauf wurde die Merchant 30, und mit der Band war Schluss.

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