Art Garfunkel

Some Enchanted Evening

Schnulzen und show tunes, ohne neue Perspektive abgespielt

Das ist sicher eine ganz und gar persönliche Angelegenheit, wenn Art Garfunkel sich entscheidet, eine Art Songbook des gediegenen US-amerikanischen Songwriting aufzunehmen, mit Liedern, die zu einem großen Teil vor der eigenen Schaffenszeit entstanden sind. Gershwin & Gershwin. Rodgers & Hammerstein, Madeira & Dorsey, Schertzinger & Mercer, Irving Berlin—das seien die Komponisten seiner Kindheit, sagt Garfunkel und erinnert sich also wohlig an früher.

Für alle, die sich nicht erinnern, ist „Some Enchanted Evening“ eine Platte voller Schnulzen und meist äußerst lahmer show tunes, und was man sonst noch dazu sagen soll, weiß man nicht. Garfunkel hat sich mit Streisand-Produzent Richard Perry zusammengetan, der ihm zuletzt 1975 „Breakaway“ produzierte, und keiner der Beteiligten hatte offenbar irgendein Interesse an einer neuen Perspektive auf die alten Standards. Die wabernden Streicher, das schlurfende Jazz-Setup, dazu Gartunkeis immer gleich gehauchte Stimme im Orchestermeer- nichts hier ist mehr als redundant, alles aber überflüssig.

Da hiltt auch nicht die Präambel, mit der Garfunkel seine Platte zu rechtfertigen sucht: Es sei Zeit, auszuatmen und einen Ort der Ruhe in einer chaotischen Welt zu kreieren, lesen wir und wissen wohl, was gemeint ist. Indes, Ruhe und Zuflucht finden hier nur die Sentimentalen. Und für eben die hat Garfunkel seine Platte gemacht.

Weil man ja nicht alles über einen Kamm scheren soll: Bei „I’ve Grown Accustomed To Her Face“, einem der schöneren torch songs von Lerner& Loewe, und dem Titellied hört man den klassischen Gesangssound, mit dem Garfunkel im Rahmen seiner Solokarriere etwas Bleibendes entwickelt hat. Mit dem eigenen Pfund wuchern! Einen Versuch wäre es wert gewesen.