16 Horsepower – Secret South :: David Eugene Eduards wird von Dämonen durch die Wüste getrieben
Der 16-Horsepower-Chef David Eugene Edwards klingt auf dem dreieinhalbten Album seiner Band entspannt wie noch nie. Entspannt, zumindest für seine Verhältnisse» Das soll nämlich nicht heißen, dass es sich bei „Secret South “ um ein New-Age-Album handele oder seine düster werkelnde Begleitband zwei Jahre nach Jaw Estate“ und mit Neuling Steve Taylor für Jeffrey Paul zur Party-Kapelle mutiert sei. Aber irgendwie hat die Stimme des so bewährten Weltuntergangs-Sängers etwas von ihrer alles überschattenden Beklemmung verloren. Edwards scheint sich die Worte nicht mehr eines nach dem anderen aus der Kehle zu zwingen, sondern lässt sie bei einigen Stücken schwingen und mit den Melodien harmonieren.
Wer Angst um die Reputation oder gar das Seelen(un)heil seiner liebsten musikalischen Sünder hat, dem sei beruhigend geflüstert, dass die Songs weiterhin hauptsächlich mit uralten und für uns PC- und Mac-abhängige Westeuropäer exotisch anmutenden Instrumenten eingespielt wurden. Wer „Burning Bush“ oder „Gogger“ allein in einem dunklen Raum anhört, wird auch dieses Mal – und das ist garantiert! – unbehaglich hinter sich schauen, ob da nicht ein unheimlicher Reiter im schwarzen Cape über die Steppe jagt, um uns endlich unserem immer gefürchteten, aber eben doch genauso sicheren und unausweichlichen Schicksal zuzuführen.
16 Horsepower waren nie eine „Alternative Country“- oder „No Depression-Band im Sinne von Unde Tupelo, Whiskeytown oder gar Wilco und sie sind es auch heute nicht Aber Stücke wie „Poor Mouth“ oder besonders „Silver Saddle“ geben mit ihrer für die Band so neuartigen Stimmung (und Stimme!) eine Hoffnung, die das bisherige Werk der Band gar nicht bot. Dieser Eindruck hält sich aber nur so lange, bis der beseelte Hörer etwas näher auf die Texte achtet. Diese sind nämlich teilweise noch düsterer, noch bedrohlicher, noch niederschmetternder als selbst die Galgenbaum-Lyrik des legendären Debüts „Sackcloth & Ashes“ ausgefallen. Der Mann musste als Kind mit seinem Großvater, einem Wanderprediger, durch die Weiten des amerikanischen Westens ziehen und sah wohl so viel geistiges und verquerreligiöses Elend, dass er gar nicht anders zu können scheint, als sein Leben und die Dinge des Lebens auf diese fatalistische Weise zu beschreiben.
Mit dem vorletzten Song, „Kept You“, scheint Edwards dann endlich auf den Trichter zu kommen, dass ihn die Liebe zu einem anderen Menschen doch noch die erhoffte Erlösung von den täglichen und vor allem nächtlichen Qualen bringen könnte. Oder singt Edwards am Ende wiederum von Gott und seinem eigenen, nun kurz bevorstehenden Ende? Dieser Mann bleibt ein Mysterium.