2,0 Dashboard Confessional Dusk And Summer
Aus größerer Popularität erwächst größerer Mut. So erhofft man sich das. Mut zu frischen Klängen, zu frischen Themen und Wagnissen. Chris Carrabba schwingt sich nach seinem Bekanntheitssprung mit dem „Spider-Man 2“-Beitrag „Vmdicated“ jedoch nicht zu neuen Höhenauf. Der Mann, dereinst mit der Akustischen über die große Liebe und ihr unvermeidliches Scheitern wehklagte, behält nur die Ärmel gekrempelt, die Tattoos freigelegt, die Elektrische gestöpselt, die Beine gespreizt — und wehklagt weiterhin und bloß noch lauter über die große Liebe und ihr unvermeidliches Scheitern. Diese Beharrlichkeit im Thema, bewundernswert — oder bemitleidenswert, die nichts lernende Neigungzur verkehrten Affäre, wenn er lebt, was er singt.
Die Shows mit U2 im Herbst 2005 zumindest gingen nicht nebenwirkungsfrei an der Band vorbei. „Stolen“, einer der besseren Tracks des Albums, klingt etwa wie ein delikater „With Or Without You“-Nachhall. In vielen Nummern klettert der Crooner mit Leidenschaft immer wieder ins Kopfstimmen-Register, höherund höher, wimmert und seufzt, pro Bono und contra Malum. Die Gitarre schraddelt passend dazu. Daniel Lanois, Produzent neben Don Gilmore (Pearl Jam), setzte hörbar die arenentaugliche Kulisse. Die Polizeiempfiehlt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, es gibt einen Shuttle-Service und wenige Restkarten an der Abendkasse.
Die Single „Don’t Wait“ ist wie „Reason To Believe“, „Currents“ oder „Rooftops And Invitations“ nurpompöser Reißbrett-Emo. Da setzt der Titeltrack mit seiner vergleichweise entspannten Allüre einen schön depressiven Gegenpunkt: „You’ve already lost when you only had barely enough to hang on.“ Es ist aber einlangsames, vonPianound Violine getragenes Duett mit Adam Du Ritz (der seine Nebenhöhlen-Geschichte wohl niemals los wird), das mit wahrhaftig wirkender Emotionalität den Glanzpunkt setzt. „So Long, So Long“, der Ex-Posterboy darf wieder an die Wand, (UNIVERSAL)