Norah Jones :: Not Too Late

Die Sängerin schreibt jetzt selbst ihre gefälligen Jazz-Pop-Songs

Wer Norah Jones lobt, darf auch Lee Alexander nicht vergessen. Schon auf den ersten beiden Platten hatte Jones‘ Bassist und Lebensgefährte viel zu sagen zu Produktion und Arrangements – gerade „Feels Like Home“ lebte ja von geschmackvollen Instrumentierungen und einem feinen Gespür für amerikanische Traditionen.

Nachdem im vergangenen Jahr Mentor und Hauptproduzent Arif Mardin verstorben ist, hing die Produktion fürs dritte Werk, „Not Too Late“, ganz an Lee Alexander, der sich zu Hause in New York mittlerweile ein Studio eingerichtet hat-freilich ein strikt analoges mit all dem alten Equipment, das es für das hier angesagte Klangdesign nach wie vor braucht. Die noch größere Neuerung ist indes, dass Jones erstmalig das Songwriting allein bzw. gemeinsam mit Alexander bewerkstelligte und also im Gegensatz zu den ersten beiden Werken auf Fremdmaterial verzichtet.

Nun wird niemand über Nacht zum Superkomponisten, und Jones kann es natürlich nicht mit den hier früher belehnten Großmeistern aufnehmen. Doch das Klassenziel ist erreicht: Jones hat für „Not Too Late“ fünf, sechs gute Songs geschrieben. Der morgenrote Westcoast-Folk „The Sun Doesn’t Like You“, der untertriebene Blues „Until The End“, das ganz klein gehaltene, gediegen harmonisierte „Wish I Could“ — Jones hat als Schreiberin dieselbe Sicherheit im Umgang mit dem Zitaten und eindeutig vertonten Gefühlen wie der Liebste Alexander beim Arrangieren.

Und so fällt es also tatsächlich kaum ins Gewicht, dass Jones und Alexander diesmal ganz sich selbst vertrauen. Reibungsfreie Americana, besänftigter Blues, ein bisschen Soul sowie Songwriter-Jazz hierund da, vor allem bei dem dezent politischen „My Dear Country“ – Norah Jones hat nach wie vor denselben Grundton, ist immer meüow und natürlich auch manchmal lang‘ weilig, wie bei dem übertrieben schläfrigen „Broken“.

Und obwohl eine Reihe von Songs doch arg genügsam und leisetreterisch geraten, ist diese Musik besser als die der schlaubergerischen Diane Krall und natürlich auch besser als die von Kinderstar Katie Melua- nicht zuletzt, weil Jones ein festes Ensemble hat, das auf höchstem Niveau sehr lebendig und herzenswarm zusammen spielt und offenbar dasselbe im Kopf hat. Norah Jones ist eine Band! Das darf man nicht übersehen. (EMI)

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