Düstere Euphorie

Der Künstler Gregor Hildebrandt über Pathos, Antrieb und selbst aufgenommene The-Cure-Tapes.

Mit 16, 17 habe ich unheimlich viel The Cure gehört, obwohl ich damit wohl ein bisschen spät dran war. Diese Leidenschaft hat sich dann weiter durchgezogen. Ich mag eigentlich alle frühen Alben. Nach „Wish“ hat meine Faszination dann aber nachgelassen. „Pornography“ hat sich am längsten gehalten, ich habe es mittlerweile mehrfach auf CD, die gehen bei mir immer so schnell verloren.

Ich habe die Platte nicht zwingend wegen des Covers ausgesucht, das kannte ich lange gar nicht. Meine erste Version von „Pornography“ existierte auf Kassette. Die hatte mein Freund Alexander Losse für mich aufgenommen. Damals war ich Mitte 20 und lebte in Mainz. Ich hatte gerade begonnen, dort zu studieren, und bewohnte eine kleine Kammer eines privaten Studentenwohnheims – Badezimmer und Telefon waren den Flur runter. Alexander kam oft vorbei und hat mich dann mit Büchern und Kassetten versorgt.

„It doesn’t matter if we all die“, so dramatisch die ersten Zeilen von „Pornography“ auch klingen, ich finde die Platte hat etwas Euphorisches. Der wichtigste Titel des Albums ist für mich „Figure Head“. Den habe ich im Jahr 2000 für eine meiner Tape-Collagen benutzt. Die Kassettenbänder, die ich auf das Bild aufgebracht hatte, waren allesamt mit dem Stück bespielt. Ich habe „Figure Head“ in Verbindung mit dem Bild sozusagen als Galionsfigur meiner Serie gesehen.

Überhaupt faszinieren mich musikalische Themen und Bezüge. Meine Arbeiten sollen so gut werden wie eine jeweils spezielle Band, das ist mein Antrieb. Meine erste Ausstellung habe ich „Tönende Jugend“ genannt. Dass das die deutsche Übersetzung von Sonic Youth war, hat damals allerdings fast keiner verstanden. Die Bedeutung verändert sich, alles kommt auf einmal mit einem so großen Pathos daher. Das gefällt mir gut, wenn es im Verhältnis zu meinen Bildern steht.

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