A Fine Frenzy – Bomb In A Birdcage
Das Druckfehlerteufelchen wusste es bereits, als es sich zum Jahreswechsel in ein MySpace-Bulletin der amerikanischen Singer-Songwriterin einschlich. 2009 kündigte es als „beat year“ an – und nicht als „best year“.
Das wilde rote Pony ist gestutzt. Alison Sudol streift auf Fotos nicht mehr durch die Wiesen, vorbei ist das Leben als Waldfee auf Kräuterwanderung. Stattdessen posiert sie im Anzug im Fotostudio als selbstbewusster Single, der weiß, was er will und wie er es sich nimmt. Mit der Verwandlung in eine Powerfrau mit strengen Gesichtszügen und aufgestockter Twitter-Anhängerschaft (eine Million!) verschwindet auch das verwegene und zerbrechliche Element ihrer Musik, das sie vom „criticallv acclaimed“-Status in die deutschen Charts und zu David Letterman katapultierte. Nun lässt sie – jedenfalls im Vergleich zum Debüt „One Cell In The Sea“ ihre tief verborgene Sau raus und feiert die Rückkehr der Power-Ballade: Alison schwingt sich auf zu „New Heights“, die sie auf Augenhöhe mit Keane und Coldplay bringen. Demnächst in Ihrem Stadion! Andere Songs erinnern an All About Eve, die Ende der 80er Jahre Folk mit Gothic-Rock verbanden – ihre Sängerin Julianne Regan war so etwas wie das weibliches Pendant zu Wayne Hussey/ The Mission und galt als uncool. Heute wäre sie vermutlich erfolgreicher: A Fine Frenzy in ihrem „Beat-Jahr“ – das klingt schon sehr nach Format-Radio, auf der Strecke blieben Eigenständigkeit und Charme. Ein wenig Lily-Allen-Rotzigkeit, ein wenig Kräuterhexentum hätten Stücken wie „Happier“ sicher nicht geschadet.
Noch ist die Welt der Ashlee Simpsons und Avril Lavignes eine große Wegstrecke entfernt – die der Hanne Hukkelbergs allerdings auch. Ach, es ist doch nichts gegen einen wild wuchernden Pony einzuwenden…