A Perfect Circle – eMOTIVe
Hinnehmen: Was Tool– und A Perfect Circle-Sänger Maynard James Keenan anfasst, entbehrt einer gewissen Klasse nicht- Tool, die Progrock-Vorreiter der Neuzeit, wachsen trotz immer extremerem Gefrickels zu Ikonen, und A Perfect Circle bringen inzwischen Menschen dazu, über das Ende der eigenen „Musikkarriere“ nachzudenken. Denn – gesetzt den Fall, man mag dunkle, emotionale Rockmusik – geht es eigentlich kaum besser: handwerklich perfekt, inhaltlich inspiriert, geschmackssicher. Ex-Smashing Pumpkin James Iha, der ehemalige Marilyn Manson-Songschreiber Jeordie White alias Twiggy Ramirez sowie Guns N‘ Roses- und Studio-Schlagzeuger Josh Freese vereinen sich mit Keenan und Songschreiber Billie Howerdel in A Perfect Circle, um die hohe Schule der Rockmusik zu zelebrieren.
Und jetzt das: Sie covern „Imagine“. Sie spielen Lennon in Moll mit treibendem „Kashmir“-Schlagzeug. Sie machen das auf einem Coveralbum gegen den Krieg, das vom Ansatz wirkt wie ein Trichter vor einer Zielscheibe der Pathospolizei. Dürfen die das? Ja. Denn jedem Lied auf „eMOTIVe“ gegen „A Perfect Circle“ das, was gute Coverversionen ausmacht: eine neue Perspektive und den Transfer einer zeitlosen Aussage ins Jetzt „What’s So Funny About Peace, Love And Understanding“ und „What’s Goin‘ On“ überzeugen mit würdevoller Atmosphäre, „People Are People“ erkannte selbst Depeche Modes Plattenfirma nicht und Fears „Let’s Have A War“ ist jetzt Drum’N’Bass. Devo, Led Zeppelin, Black Flag – all diese Künstler werden angemessen zitiert, und auch der neue APC-Song „Passive“ steht kaum nach. Letzter Beweis: Das abschließende „Fiddle And The Drum“ von Joni Mitchell wird als Choral interpretiert: „Oh, my friend how did you come, to trade the fiddle for the drum.“ Wer möchte, kann sich angesprochen fühlen.