Adam Green :: Minor Love
Der „TV Total“-Termin dürfte bereits geklärt sein, wenn Deutschlands liebster Antifolker im Februar auf Tour kommt. Und wenn er keine vollen Flaschen in der Garderobe stehen lässt, kommt Stefan Raab vielleicht diesmal um peinliche Annäherungsversuche mit Bierfahne herum. Will er ganz sicher gehen, darf er Green vielleicht zu Pappmache-Kleistereien animieren, ein neu gefundenes Hobby neben der Musik. Angelegentlich könnte er sich erkundigen, warum der New Yorker nicht mehr an die Langhaarfrisur bei Männern glaubt, ob er den eingewachsenen Zehennagel vom Foto-Blog los ist – oder ob Adams Geknutsche mit ihm damals irgendwie an der Trennung von Ehefrau Loribeth Capeila Ende 2008 mit schuld war. Und schwupps ist er schon beim Hauptthema Musik, ohne dass eine Pulle ins Publikum geflogen wäre.
„Minor Love“ ist nämlich das „Scheidungsalbum“ des Songschreibers. Eine triste Angelegenheit voller düsterer Downer ist es zum Glück nicht geworden. Womöglich liegt das daran, dass der seelisch malade Star Frauen zwecks „bisexueller Neuorientierung“ (ho-ho) strikt aus dem Studio mit Pool in Los Angeles verbannt hatte. Nur smarte Sessionmusiker wie Rodrigo Amarante, Greg Rogove oder Joe Steinbrick durften ihn in seiner Soziophobie überhaupt einige Male stören. Die meisten Instrumente der 14 Lieder hat er in der selbst gewählten Isolation
dennoch ganz allein eingespielt. „I feel lucky to live in a bachelor’s pad, I feel lucky, but it’s not my choice to feel bad“, brummelt er, während sein „Stadium Soul“ vor sich hinschunkelt.
Wir freuen uns, wie leichthändig er über klischeehafte Problemgespräche mit einer Partnerin lästern kann („Goblin“), wie musikalisch zugänglich er sich an „Buddy Bradley“ erinnert, der in ihn im tiefsten Blues mit einem Anruf stört, wie augenzwinkernd die „Man On The Moon“-Hommage „Cigarette Burns Forever“ und die folkige Mörderballade „Boss Inside“. Wie schön, dass Adam Green nach Herzenslust stümpert, sich von quietschenden Akkorden und genialisch missglückten Soli nicht stören lässt. Er lässt sich niemals unterkriegen. Und auch seine Tour-Assistentinnen stellt er schon nicht mehr nach Sachkompetenz ein.