Al Green :: Everything’s OK

Endlich wieder Soul-Schmus der alten Seventies-Schule Es gibt Songs, da denkt man, da geht nichts mehr. Weil es da diese eine Version gibt, die alle anderen unmöglich zu machen scheint „You’re So Beautiful“ ist so ein Song, egal, wie man zu der Interpretation von Joe Cocker steht. Doch das Wunder geschieht. Al Green nimmt und singt, nein: zelebriert diesen Song so, als wäre er das erste Mal in der Welt Oder eben gar nicht von dieser. Mit dem ewig schönsten Falsetto macht Green uns fühlen, was es heißt, vor Schönheit zu kapitulieren. Das ist die Dialektik des Soul in Vollendung.

Er könnte diesen Song – das einzige Cover weit und breit womöglich nicht so singen, hätte er nicht in Willie Mitchell einen Arrangeur an seiner Seite, der immer noch weiß, wie Understatement klingen muß. Die Bläser, die Streicher, die Orgel, einem kaum hörbaren, langsamen Atmen gleich. How sweet it is to be produced by him. Schon 2002 hatte es wieder zusammengefunden, das Dream Team des Memphis-Soul der 70er-Jahre. „I Can’t Stop“, jubilierte Green. Und es war erstaunlich, wie wenig Nostalgie im Spiel war. Auch „Everything’s OK“ klingt wieder so, als hätten sie die Tür zu den Royal Studios gerade gestern zugemacht Nur daß gestern halt 1976 war, klammert man das gemeinsame Gospel-Intermezzo „He Is The Light“ von 1985 aus. Ja, alles, wirklich alles okay. So okay, daß Al Green jetzt sogar als Reverend in die Pop-Welt treten und in diesem Namen ein ganz und gar sekuläres Album machen kann. Klar, ohne den kalkulierten Schweinkram der R&B-Rap-Protagonisten, aber dafür ist man inzwischen sowas von dankbar. „Real Love“! Green singt diesen Slow-Song, eine dieser schleichenden, sich auf- und ab- und hinundherwindenden Versicherungen tiefster Gefühle, immer noch so, als habe er sie gerade erst entdeckt, die wahre Liebe. Und wahrscheinlich hat er das auch! Weil er sie eben in jedem noch so popeligen Moment wieder zu entdecken vermag. Zu beneiden, der Mann.

Den Musikern in Memphis, ohne die alles ja zumindest ein bißchen anders (gelaufen) wäre, setzt,“Everything’s OK“ mit „I Can Make Music“ auch endlich ein kleines Denkmal, geschrieben von Green mit der ganzen Mischpoke, darunter noch Ur-Bassist Leroy Hodges. Auch der Engels-Chor ist mit Donna und Sandra Rhodes sowie Charlie Chalmers der alte, sonst musiziert längst der Nachwuchs. Doch eilte auch Bobby Rush kurz an den Willie-Mitchell-Boulevard, um für den Funk-Stomper in die Harmonica zu blasen.

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