Albert Hammond – Revolution Of The Heart

Der Jr. hatte noch angefangen als „Sohn von“, als seine Band im Oktober 2001 so schlagartig berühmt wurde. Nun präsentiert Albert Hammond sen. nach 23 Jahren 14 neue Nummern – und wird sich oft als Papa des Strokes-Gitarristen annoncieren lassen müssen. Dabei waren die Lieder des Mannes mit der Kevin-Keegan-Frisur in den 70ern Dauergast in unseren Radios. „It Never Rains In Southern California“ oder „The Free Electric Band“ durften neben dem Tanzorchester ohne Namen unter Leitung von Franz Thon oder so für Entspannung zwischen den Politbeiträgen im NDR-2-„Mittagskurier“ sorgen. Gutlauniger Poprock mit Finesse und Appeal war das, keine als Musik getarnte Marketing-Idee oder Tonfolgen-Mehrfachverwertung, keine Beleidigung für Ohren und Hirn.

Ein Songwriter ist Hammond auch in seiner unsichtbaren Zeit gewesen, nicht alle Kunden nennen wir mit gleichem Enthusiasmus: Johnny Cash, k.d. lang, Whitney Houston, Diana Ross, Barry Manilow, Tina Turner, Julio Iglesias, Celine Dion. Zum 60. gönnte er sich eine Session im abgelegenen dänischen Studio. Versuchen der Produzenten, die live aufgenommenen Tracks im Sound heutig zu machen, will er widerstanden haben. Glaubhaft ist das: Seine Stimme klingt hautnah, porentief mit allen Mängeln, die akustische Gitarre dominiert die wie aus der Zeit gefallenen melodiösen Kompositionen zwischen softem Retro und Country. So hätte sich ein drittes Album der Traveling Wilburys angehört. Alberts Timbre erinnert irritierend an Petty, Dylan, Harrison – und im tollen Greiner „Restless Years“ gibt er als Willie Nelson auch den Orbison.

Wie schön musiziert es sich, wenn man sich nicht alljährlich einen neuen Ferrari in die Garage stellen will.

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