Albert King Born Under A Bad Sign :: Ein prägender Klassiker des spät gewürdigten Blues-Gitarristen
Wie man eine für Rechtshänder bespannte Gitarre als Linkshänder spielt, musste Albert Nelson sich als Autodidakt erst mal beibringen, als er 1942 seine erste für die stolze Summe von 1,25 Dollar erwarb. Fortan war mit seinem unorthodoxen Spiel auch ein durchaus ungewohnter Gitarren-Sound verbunden. Als er sich Anfang 1953 mit Jimmy Reed und John Brim zu einem Trio zusammentat, musste er sich allerdings -auch da Autodidakt -hinters Schlagzeug setzen, auf dass man eine kleine Weile so den Lebensunterhalt verdienen konnte. Denn die Kollegen waren auch Gitarristen und nötigten ihn, den Drummer für sie zu geben.
Weil Albert höher fliegende Ambitionen hegte, legte er sich – der „3 O’Clock Blues“ war gerade ein enormer Hit gewesen -kurzerhand den Künstler-Nachnamen King zu. Als solchen förderte ihn kurz darauf Willie Dixon, damals bereits graue Eminenz im Blues-Gewerbe. Der kleine Stevie Ray Vaughan hatte ihn schon in Teenager-Jahren bewundert und seinen Stil kopiert. Ein Star der Szene und Idol für Cream, Free und anderen Nachwuchs jenseits des Atlantiks wurde er aber erst, als es die Kollegen Freddie und B. B., John Lee und Muddy längst zu internationalem Ruhm gebracht hatten. Und das mit einem auf dem als Soul-Spezialist bekannten Label Stax/Volt veröffentlichten Album, das genau genommen eine Sammlung von Singles und spektakulären Session-Takes war, letztere alle am 8. Juni 1967 aufgenommen. Dabei hatte der Leiber/Stoller-Klassiker „Kansas City“ mit Blues so wenig zu tun wie die Pop-Ballade „The Very Thought Of You“ von 1934. Für die wechselte King ins Crooner-Fach und klang fast wie Nat King Cole. Auch ein Evergreen wie „As The Years Go Passing By“ war für Blues-und Stax-Verhältnisse höchst außergewöhnliches Songmaterial. Pure Blues-Ausflüge wie das brillant musizierte „Personal Manager“ und der klassisch von Untreue handelnde „Laundromat Blues“ für Stax eigentlich auch. Aber am Ende identifizierte man ihn immer mit den ebenfalls komplett aus dem Soul-Rahmen fallenden und von William Bell mit Booker T. Jones und seinen M.G.’s für ihn maßgeschneiderten Songs „The Hunter“ und „Born Under A Bad Sign“.
Die Wahl von „The Very Thought Of You“ und dem Ivory-Joe-Hunter-Ohrwurm „I Almost Lost My Mind“ verteidigten die Liner Notes mit dem Argument, sie zeigten „the versatile Albert King as he approaches the blues in an uptown manner“, sprich eher auf Sinatras Spuren. „Crosscut Saw“ ist unverwechselbarer Albert King, was den Sound der Gitarre angeht. Weshalb die Stimme hier in der Stereo-Fassung weitaus weniger prominent abgemischt ist als die Gitarre sowie die begleitenden M.G.’s und Memphis Horns. (Universal)