alternativen

The Holy Childhood – Up With What l’m Down With (Gern Blandstein/Cargo)

Die Entdeckung des Monats! Was Songwriter Danny Leo hier mit einem guten Dutzend Begleitern (inklusive Bläsersatzen) auf die Beine stellt, lässt keine Wünsche offen. Traditionsverbunden, aber weder altbacken noch auf modern getrimmt, lebt die Musik vom Gestus eines großen Individualisten, der aus verschiedenen Quellen schöpft, ohne sich in Zitaten zu verlieren – Lambchop in rau. Leos manchmal ins Falsett überrissene Stimme liegt irgendwo zwischen Will Oldham und den Buckleys, und seine Musiker bewegen sich auf den Spuren von The Band. Ein reiches Debüt mit viel Seele. Und es rockt! 4,5

Golden – Golden Summer (Slowdime/Cargo)

Auch Akademiker wollen manchmal die Sau rauslocken, doch dass Golden ein Alternativ-Projekt von Chicagos Rock-Analyikern Trans Arm sind – das wird nach Durchlauf der CD niemanden überraschen. Genialen Momenten wie „Executive Outcomes“ (Blues-Rock), „Army Worms“ (einsame Gitarren) und dem Syd Barrett huldigendem Finale steht viel ein- und ausgeblendetes Gedaddel gegenüber – alles locker und ohne Konzept Muss ihnen eine Erholung gewesen sein. 3,0

Steve Von Till- As The Crow Flies (Neurot/Cargo)

Was sagt man dazu, wenn ein Mitglied der seit 15 Jahren aktiven Hardcore-Fundamentalisten Neurosis mit einem akustischen, Streicher-veredelten Solo-Album aufwartet? Und Zeilen wie „When die king is dead/ And we ride wild horses“ zum Besten gibt? Und zwar mit soviel Hall und Echo, dass die spärlichen Gitarrenzupfer entweder nach Grand Canyon oder Flugzeughangar klingen. Wenig Musik, dafür aber dick aufgetragen. 2,5

The Verna Cannon – Movie Star Faces (Hedhunter/Cargo)

Ein mystischer Hauch durchweht das zweite Album der South Carolina-Band. Die komplizierten melodischen Wendungen scheinen Sängerin Molly Ledford gelegentlich zwar zu überfordern, doch dieses warme Timbre zieht jedes Ohr unweigerlich in ihren Bann. Vergleiche mit den Velvets (mit Nico) sind hoch gegriffen, viel näher liegen Mazzy Star oder OP8 (Lisa Germano mit Giant Sand). Leider gönnen die äußerst schleppend spielenden Begleiter ihr nicht den kleinsten Temperamentsausbruch. 3,5

Botanica – Malediction (Chequered Past/Cargo)

Wer Paul Wallfisch heißt, ist auch schon in Finnland, China, Indonesien und Guinea aufgetreten. Daheim in L.A. hat er mal schnell dieses inspirierte Album eingespielt, das nicht zuletzt durch Gastauftritte von Kid Congo Powers (Cramps, The Gun Gub) und Daniel Ash (Bauhaus, Love & Rockets) aufgewertet wird. So düster brodelnd die Songs oft daherkommen – es stecken immer feine Pop-Tunes dahinter. Im Falle von „Dead Prophet“ gar deutlich abgekupfert von „Wishing Well“ (Free). 4,0

L’atra – Music Of A Sinking Occasion (Aesthetics/Cargo)

Beschriebene Zettel versinken müde im Teich, und die Musik spielt trotzdem weiter. Die Band aus der Chicago-Szene hat mit Post-Rock nichts am Hut und widmet sich ganz der Ästhetik verhangenen Schönklangs, für die einst das 4 AD-Label zuständig war. Ätherisch, aber kitschfrei – und mit grandiosen Beiträgen von Rob Mazurek am Cornett 3,0

The Horrors (In The Red/Indigo)

Rock’n’RolL bis die dreckige Schwarte kracht – wie die Cramps vor 20 Jahren. Wer meint, sowas gehöre nicht ins neue Jahrtausend, der möge bitte umgehend den Raum verlassen. 3,0

Pinback – This Is A Pinback CD (Pias)

Lange verschoben, jetzt endlich in Deutschland: Three Mile Pilot-Bassist Armistead Burwell Smith IV spielt fast alle Instrumente bei diesen dräuenden Skizzen. Pilot-Drummer Tom Zinser trommelt bei Songs über französische Philosophen. 4,0

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