Angie Stone- Mahogany Soul
Eine Verlegenheitslösung? Ein Kompromiss mit der Marketingabteilung? Oder doch ein bewusster Schachzug mit message? Angie Stone, der schwarze Diamant, der vor zwei Jahren auf dem ebenso betitelten Debüt so schön und tief funkelte, kommt uns optisch jedenfalls zwei Mal. Als hippe New Diva mit passend zum Background grün getönter Spiegelbrille auf dem CD-Deckblatt, und als klassische Soul-Lady in black & white auf dem Booklet.
Tatsächlich kennzeichnet dieses Spannungsverhältnis auch ihre Musik, auch wenn es keiner „Soul Insurance“ zum Auftakt bedurft hätte, um etwaige Zweifel an ihrer Mission zu zerstreuen, die ihren Ex D’Angelo oder auch eine Erykah Badu zumindest mit ermöglichte. Zu viele Leute im Boot, analysiert sie besorgt die Lage der wahren Soul-Dinge. „Ybu’re goin‘ down if the mothers sinks“, ahnt sie. Ihr Mutterschiff wird nicht so schnell sinken.
Trotz Old-School-Orientierung ist die Welt der Angie Stone ja nie eine hermetisch abgeriegelte gewesen, auch wenn sie ihre Rap-Vergangenheit inzwischen fast völlig ausblendet. Was schon schade ist, hört man einen Track wie „The Heat“. Dass sie einst der Prince-Sternschnuppe Jill Jones diente und Saxofon bei Lenny Kravitz spielte, mutet inzwischen zwar fast wie ein Treppenwitz an. Aber ihr Weg zum Soul bot auch nach dem Entree als Solo-Künstlerin immer offene Seitentüren, statt sie nur besessen im eigenen, wenn auch allemal heißen Saft schmoren zu lassen.
Durch eine davon schlüpft jetzt noch ein wenig unsicher ein großes Talent wie Musiq Soulchild („The Ingredients Of Love“), während Stone noch im selben Atemzug die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Ali Shaheed Muhammad ((A Tribe Called Quest) kultiviert. „What U Dyin‘ For“ verweist fast als einziger Track auf die kräftige Funk-Tönung des Debüts, die hier einem warmen, kontinuierlichen Soul-Flow weichen musste. Samples hat diese profilierte Autorin samt fähiger Zulieferer nicht unbedingt nötig. Und doch sind es nicht zuletzt wieder Reprisen, die entscheidende Akzente setzen. Schön, wie sie das alte Philly-Soul-Thema „Backstabbers“ in sanfter Verzweiflung wieder erblühen lässt