„Angst und Abscheu. Das sagenhafte Leben des Hunter S. Thompson“

(Edition Tiamat, 18 Euro) von Paul Perry pfeift auf so etwas wie Quellenkritik und strickt fleißig mit an der Legendenbildung dieses reaktionären, infantilen, jähzornigen, halbgebildeten, Frauen schlagenden Drecksacks, der einer der größten Journalisten mindestens des 20. Jahrhunderts war. Thompson schuf sein eigenes Genre – Gonzo! – und verlieh seiner verhaßten, nichtswürdigen Profession mit ein paar Büchern und einem grandiosen Image-Marketing nie gekannten Glanz. Werkanalyse schenkt Perry sich ganz, vielmehr erzählt er spannend, anekdotisch, O-Ton-reich und durchaus hagiographisch von den Geschichten hinter den Geschichten – und genau die will man ja lesen.

Perry macht nicht den Fehler, seinem Helden stilistisch zu sehr auf den Leim zu gehen, der Umgang mit den Fakten mag gelegentlich ziemlich Gonzo-like anmuten, seine Diktion ist uneitel, schlank, und seine Person tritt nur dann in den Vordergrund, wenn sie tatsächlich einmal die unberechenbare Kometenbahn Thompsons kreuzt. 1980 etwa, als er, damals Redakteur der Zeitschrift „Running“, den schon ziemlich verratzten Süchtling nach langen Jahren des Versagens, des Vorschußprellens und delirierenden Müßigganges wieder zum Schreiben bringt, indem er ihn einen langen Artikel über den Honolulu-Marathon abtrotzt. Verleger und Thompson-Aficionado Klaus Bittermann schreibt in seinem klugen, vervigen Nachwort diese schon 1992 erschienene Biographie bis zum letztjährigen Selbstmord fort und reicht gleich auch noch ein bißchen Analyse nach. Als Einstieg in den Gonzo-Kosmos unschätzbar!

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