Appliance – Are You Earthed? :: Mute
Als Ian Brown noch bei den Stone Roses war, hat er erzählt, wie sehr er sich beim Anhören der ersten Charlatans-Platte gewundert habe: Dass jemand anders freiwillig so schlecht singen würde wie er, hätte er nie gedacht.
Weil auf der Idee kein Copyright war, haben später noch viele so gesungen, so verschlafen, so verkatert, so ausatmend. Mit der Ecstasy-Tablette ist diese Manier aus der Mode gekommen, sogar die alte Drone-Pop-Eule Richard Ashcroft singt längst aus der Brust. James Brooks vom Trio Appliance aus Exeter erscheint deshalb als sanftmütiger Epigone, nicht als Nachplapperer – er hat den Brown-Schlapp in der Stimme und nutzt textlich die Madchester/Shoegazer-Diktion: „If you wanna Jump, let’s jump together.“ „Together“ war ein beliebtes Wort damals, weil es nach hinten ausläuft wie eine bunte Badewannenwelle.
Das dritte Appliance-Album hat viel davon. Es ist die tradierte Art von strictly British Indie-Pop, der von Keyboards und chemischen Effekten wie von warmer Watte umbauscht wird. Cure-Einton-Gitarren, Orgeln, die quer zum Rhythmus zittern, Geräusche wie aus Unterwasser-Hörspielen. Die Band selbst beruft sich – auch das zehn Jahre zu spät, rührend altmodisch – auf deutsche Elektronik-Bands der Siebziger, aber Appliance sind Spacemen 3 ohne Heroin, The Verve mit Drum-Maschinen, das mehrfach durchgesiebte Ergebnis aller englischen Velvet Underground-Interpretationen.
Das musste mal wieder sein. Musik für alte Britpop-Säcke.