Archer Prewitt – Wilderness

Von einer Wildnis kann man hier nun wirklich nicht sprechen: Das vierte Solo-Album von Archer Prewitt ist selbstverständlich ebenso geschmackvoll wie all die anderen Platten des Sea And Cake-Gitarristen. Da klingeln Glockenspiel und sacht gezupfte Akustik-Gitarren, während sich im Hintergrund dezent elektronische Klanglandschaften und sparsame Bläsersätze entfalten.

Im ersten Song „Way Of The Sun“, er handelt von der Melancholie nach 9/11, taucht einen Augenblick lang sogar das „Ave Maria“ auf. Dieser Reichtum im Arrangement wird jedoch nicht protzig ausgestellt, sondern eher ein wenig heruntergespielt. Prewitt möchte ganz offensichtlich als Songwriter glänzen, nicht als jemand, der auf so offensichtliche Weise mit den Formen von Rock, Folk und Pop experimentiert, wie das die meisten anderen Bands des Chicagoer Thrill Jockey-Labels tun. Verglichen mit anderen Liederschmieden ist das hier natürlich trotzdem noch sehr avantgardistisch und vielleicht auch etwas geschmäcklerisch.

Das von Prewitt selbst gezeichnete Mädchen-Cover – der Mann ist in den USA ein namhafter Künstler und seine „Soft Boy“-Comics haben eine große Fan-Gemeinde – trifft die Musik recht gut: melancholisch, scheu und zart, aber auch sinnlich und ein wenig weird. „O, KY“ beschäftigt sich mit dem Verlust von Prewitts Vater, der im letzten Jahr starb. Die meisten der anderen Songs setzen Prewitts Liebesbeziehung zu Liebesbeziehungen fort. Das ebenso verschwenderisch wie dramatisch arrangierte „Cheap Ryhme“ könnte auch von Divine Comedy stammen: „Don’t you know it’s too late…“ Ach, Liebesleid kann manchmal so schön sein.

Archer Prewitts zweite Band, The Cocktails, hat sich übrigens kürzlich wieder reformiert, im Vorprogramm der Pixies gespielt und eine CD-Box mit unveröffentlichtem Material herausgebracht Vielleicht bezieht sich der Titel „Wilderness“ ja auf Prewitts von keinem Marketingplan disziplinierte Veröffentlichungspolitik? Man sollte ihn auf keinen Fall bremsen.

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