AriUp – Dread More Than Dead

Die Königin des Punky Reggae zeigt sich wieder angriffslustig Es ist nichts dagegen zu sagen, daß momentan Hunderttausende von Gitarrenschwingenden Lederjackenträgern kollektiv die Ideale der späten 70er und frühen 80er Jahre wiederentdecken. Doch zwischen all den modisch gestylten und auf wohlbekannte Schlüsselreize reduzierten Bands und Platten wirkt ein Original wie die ehemalige Slits-Sängerin Ari Up wie ein überkomplexer Alien.

Die deutschstämmige Ariane Foster ist eine der Hauptfiguren einer explizit weiblichen Auseinandersetzung mit Rock und Reggae. Als 14jährige gründete sie das Trio The Slits, 1979 posierten die Musikerinnen nackt und mit Lehm beschmiert auf dem Cover ihres Dub-Punk-Debüts „Cut“. In den folgenden Jahren hörte man die ebenso aufmüpfige wie einzigartige Stimme im Umfeld zwischen Pop Group und On-U-Sound, die Alben mit den New Age Steppers sind legendär. In den 90er Jahren lebte Ari Up in Jamaica, wo sie sich als Meddusa einen Namen in der Dancehall-Szene machte.

2004 wurde sie von Morrisey eingeladen, zusammen mit Jane Birkin beim Meltdown Festival in der Royal Festival Hall aufzutreten. Und nun gibt es also ein Soloalbum dieser Königin des Punky Reggae. Eine Mischung aus funky Dancehall, schweren Nyabinghi Rhythmen, rauhen Gitarren-Akkorden und der Attitüde von Bauwagen-Punks. Einige der Texte enthalten Klischees vom Kaliber „Zu Bullen hart, zu Frauen zart'“. ,A bad boy to society, a lover to his family“, heißt

es etwa in „True Warrior“. Das ist einerseits naiv und von der Zeit überholt, andererseits aber eben doch authentisch. Dazu kommt der extrem eigenwillige Gesang. Diese mal hoch trällernde, mal überschnappende und dann wieder dunkel gurrende Stimme.

Das Selbstbewußtsein und den Kampfeswillen dieser Frau kann man hören. Die meisten alten Helden schleichen sich ja eher zurück. Ari Up dagegen macht aus dem Vorsatz, niemals erwachsen zu werden, ein künstlerisches Mantra: „The world of grown ups is so corrupt. Can it be, can it be stopped?“ Ja, ja, aus dem Mund einer über 40jährigen stellt man sich das peinlich vor, und dennoch klingt dieser live aufgenommene Bonus-Track wie der Aufruf zu einer Revolte.

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