Arto Lindsay – Invoke
Arto Lindsays ganzer Stolz war immer, dass er die Gitarre nicht beherrscht, aber sie trotzdem spielt. Das war häufig verstörend, aber immer auch interessanter als jedes Virtuosentum. Doch Verstörung wirkt ja erst durch den Kontrast – und also ist Lindsays Werk in letzter Zeit vor allem durch die Spannung zwischen Experimenten und verhuschtem Pop gekennzeichnet Wie es sich für einen Innovator wie Lindsay gehört, setzt er dabei neben altbekannten Kräften wie dem Rollins Band-Bassisten Melvin Gibbs und Andres Levin an Gitarre und Tasteninstrumenten auch auf frische Talente wie Avey Tare, Panda Bear und die Band Nacao Zumbi. Da merkt man wieder, wie schade es eigentlich ist, dass man bei all der britischen und amerikanischen Pop-Hegemonie vieles Auswärtige aus den Augen verliert, was lohnenswert erscheint ,/nwfe“beginnt eher leicht mit „Illuminate“, einem Song, der an Paul Simon denken lässt Mit „Predigo“ geht es dann aber in Richung Avantgarde. Rhythmen werden kunstvoll gegeneinander gestellt, dazu Lindsays sanfter Gesang. Im weiteren Verlauf des Albums dominieren die leichten Stücke, wobei man aber auch hier komplexe Rhythmus-Patterns erkennt, die sich mal über und mal unter die entspannte Atmosphäre schieben und die assoziativen mal auf englisch, mal portugiesisch vorgetragenen Texte strukturieren und ihnen gleichzeitig den flow geben. Buena Vista Social Club meets JJ. Cale meets Matthew Herbert, könnte man vielleicht sagen. „The City That Needs“ erinnert in seiner Zerrissenheit auch ein bisschen an den Van Dyke Parks von „Song Cycle“. Ein unaufgeregter Folk-Song wie „Delegada“ kommt dann auch schon mal ungebrochen daher.
Leider dümpeln viele der Songs im Midtempo-Bereich umher; da hätte man sich das ein oder andere schnellere Stück schon gewünscht und ist froh, wenn es dann in „Clemency“ gegen Ende noch einmal förmlich beschwingt zur Sache geht Auch Lindsays Gesang wirkt hier zupackender als auf dem Rest des Albums, der folgende Kammer-Pop von „Unseen“ ist dann eindeutig ein Höhepunkt. Björk ohne Kindchenschema.
Zu guter Letzt noch eine kleine brasilianische Folk-Petitesse, die auch Caterina Valente gut zu Gesicht stehen würde, dann aber einen Groove bekommt der mit künstlicher Hüfte kaum zu bewerkstelligen scheint. Die Südamerikaner haben halt einfach den Rhythmus im Blut