Attack The Block :: Regie: Joe Cornish
Ein Alien? Okay. Cool. Den vom Glauben an Außerirdische getriebenen FBI-Agenten Fox Mulder aus der TV-Serie „Akte X“ würde es vermutlich rasend machen, wie unbeeindruckt die Kids hier mit ihrer außerirdischen Entdeckung umgehen. Als wäre es nicht viel mehr als ein banales Videospiel, ziehen sie gleich mit Baseballschlägern, Butterflymessern und Böllern in die Schlacht – nicht unbedingt zur Rettung der Erde vielleicht, zumindest aber, um ihr Viertel zu verteidigen. Und dabei ist Mulders Motto „Believe!“ ein Running Gag, den schließlich auch durchgeknallte Gangster stammeln.
Nach Independentwerken wie zuletzt „District 9“, „Skyline“ oder „Monsters“ zeigt nun auch der Brite Cornish in seinem Regiedebüt mit kleinem Budget und kaum bekannten Darstellern eine ziemlich originelle Variante des alien invasion movies.
Im sozial schwachen Süden Londons raubt eine Jugendgang gerade die Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) aus, als nebenan ein Meteor mit einem glitschigen Wesen an Bord einschlägt. Nach kurzem Schrecken können die Halbwüchsigen das Biest gemeinsam erledigen: „Welcome to London, motherfucker!“ Stolz schleppen sie das Ding aus einer anderen Welt durch die nächtlichen Straßen bis ins Apartment des schmuddeligen Kiffers Ron (Nick Frost), der Marihuana für den rappenden Drogendealer Hi-Hatz (Jumayn Hunter) züchtet.
Als vor ihrem Hochhaus weitere Meteoriten niedergehen, freuen sich die halbstarken Alienkiller auf eine lockere Keilerei. Doch die Kumpels des toten E.T. sind von einem härteren Kaliber: Monster zwischen Werwolf und Gremlin, deren Augen und Zähne neonfarben leuchten. Und zuallererst muss der Pitbull dran glauben.
Es mangelt nicht an absurden Gags, derben Sprüchen und schrägen Typen. Hi-Hatz („This is my block!“) etwa ist eine grandiose Karikatur des Gangsta-Klischees, der sich weitaus mehr für seinen ramponierten Mercedes als für die Aliens zu interessieren scheint. Zwei vorwitzige Zehnjährige wollen beim Kampf der Welten mit einer Wasserpistole voller Spiritus mitmischen. Und die beiden schrillen Freundinnen der Jungs erschlagen eines der Ungeheuer im Badezimmer eher zufällig mit einem Schlittschuh. Dazu wummert der House- und Reggae-Sound von Basement Jaxx.
Eine Parodie hat Cornish mit den Produzenten von „Shaun Of The Dead“ dennoch vermieden. Er hält geschickt die Balance zwischen Komik und Spannung und immer die Genreregeln des Horrorfilms ein. So spritzt reichlich Blut, wenn die Clique nacheinander dezimiert wird. Ihr Anführer Moses (charismatisch: John Boyega) wächst schließlich beim Showdown über sich hinaus. Die überaus rasanten Stunts mit Fahrrädern und Pizza-Service-Moped über Brücken und Treppen sind jedes Mal mit einer Pointe gekoppelt – sogar die einfachen Effekte, mit denen die Monster inszeniert werden, funktionieren perfekt.
Filmzitate sind pfiffig als popkulturelle Referenz in Sätzen wie „Let’s hunting the Gollum“ und bereits im Werbeslogan „Inner City vs. Outer Space“ eingebaut. Und wenn der beleuchtete Häuserblock gefilmt wird wie am Anfang von „Alien“ das Raumschiff Nostromo, liegen darin Ironie und Bedrohung zugleich.
„Attack The Block“ ist wirklich wildes, witziges, wagemutiges, postmodernes Kino. Believe!