Austin Powers 2 von M. Jay Roach :: ab 14. Oktober

Powers my name, powered by reputarion“: Alle sind verrückt nach Mike „Ballroom Blitz“ Myers. Fast acht Jahre nach dem Hit „Wayne’s World“, seiner postpubertären Nummern-Revue über strohdumme Metal-Prolls, Budweiser, Cheeseburger und pralle Groupies, legt er jetzt als stupend-stupider Superagent Austin Powers in der Komödie des Jahres die Konkurrenz flach. Nach dem Achtungserfolg des ersten Teils steht der „Spion in geheimer Missionarsstellung“ in Amerika bei mehr als 200 Millionen Dollar Umsatz. In Trailern kalauerte Myers, es könne neben „Star Wars“ nur noch einen Film geben – und löste Lucas dann von der Spitze der US-Charts ab. Im Kult-Kontinuum der 90er Jahre um salonfähigen Trash ist der untersetzten Frauenschwarm Austin mit Kassenbrille, Paisley-Klamotten, gelben Hasenzähnen, Brustpelz-Tbupet und debil-snobistischem Grinsen in der Affirmation des schlechten Geschmacks zugleich dessen satirische Entsprechung. Denn eigentlich ist dieser schrille Spinner und Swinger ein linkischer Langweiler und Loser, der sich in einem burlesk-versauten Tagtraum zum James Bond phantasiert, dem aber nichts gelingt, sondern alles passiert wie Peter Seilers in Blake Edwards „Der rosarote Panther“ von 1963. Darin erfahrt Inspektor Clouseau, dass seine Gattin eine Komplizin des Gentlemangauners David Niven ist Für Austin Powers entpuppt sich nun Vanessa (Elizabeth Hurley), seine Kollegin aus dem ersten Teil, in den Flitterwochen mit Schnellfeuer-Brüsten ab „Fembots“ seines Erzrivalen Dr. Evil. Und so wie der Brite Seilers mit seinem vertrottelten Flic die französische Nonchalance zerstört hat, kübelt der Kanadier Myers derbe Sottisen über den britischen Habitus aus. Sein Austin Powers kichert über die eigenen Witze, bewegt sich steif wie ein Schuhspanner und muss von der amerikanischen Agentin Felicity Shagwell (Heather Graham) beschützt werden. Ihr Vorname betont übrigens Fellinis „Stadt der Frauen“, und den Slang to shag kann man je nach PietätsempfinNEU IM KINO Leinwandden als „nachlegen“ sowie „ticken“ verstehen. Austin kurvt natürlich in einem „Shaguar“-Cabriolet Obwohl Michael York als Geheimdienst-Chef Basil Exposition onkelhaftes Oxford-Englisch spricht, störten sich die Engländer am Originaltitel „The Spy Who Shagged Me“. Zumal die Variation des Bond-Abenteuers „Der Spion, der mich liebte“ auch eine eindeutige Geste an Pornofilmer ist, die solche Stoffe gerne für ihre Stellungsspiele adaptieren. Weil heute alles Sex ist, aber nichts mehr so sexy wie einst in den Swinging Sixties, grabscht Myers schamlos und haarscharf nach jeder obzönen Pointe und verstreut deftigste Stinkbomben. Er macht sich einen Mörderspaß aus Penis-Symbolen und ihren Euphemismen, wofür sich sogar „Willie“ Nelson hergibt Und während Austin nach seinem Spruch „shagadelic, baby“ noch staunt, wie Felicity ihren perfekten Po in diese unfassbar knappen Hot Pants kriegt, muss sie dem Killer Fat Bastard eine Wanze zwischen die mammutbreiten, haarigen, verkoteten Hinterbacken schieben. Der Zuschauer würgt mit Den Fettwanst spielt Myers ebenso wie Dr. Evil, einen spießigen, schwuchteligen Superschurken aus Dr. No, Blofeld und Stan LaureL Neben seinem zu kurz geratenen und wie ein Pitbull bissigen Klon (Verne Troyer), den er Mini-Me ruft, ist er die prächtigste Figur dieser Freak-Show. Er nuckelt am kleinen Finger und bekräftigt seine Befehle, indem er Gänsefiisschen in die Luft malt, exakt abgeschaute Marotten als herrliche runninggags. Er ist inkompetent, infantil und impotent – bis auf jenen Patzer, der ihm seinen entnervten Sohn Scott (Sem Green) bescherte. Der lästert in der »Jerry Springer Show“ zum Thema JVly dad is evü and wants to take over the world“ über seinen Erzeuger: „Warum legst du Austin Powers nicht um, wenn er auf dem Scheißhaus sitzt, statt ihn in eine Zelle zu sperren, aus der er sich sofort wieder befreien wird?“ Wie hier mit närrischem Eskapismus die Unlogik, Selbstsicherheit und Manierismen der Bond-Reihe, aber auch aus den TV-Krimis „Simon Templar“ mit Roger Moore und James Coburns „Derek Flint“-Filmen gesampelt wird, macht diese Persiflage raffinierter, als der erste dümmliche Blick erlaubt Mit der gleichen Apparatur wie in der Serie „Time Tunnel“ reist Dr. Evil in das Jahr 1969, wo er Austin lahmlegt, da er dessen „Mojo“ gepriesene Libido abzapft, um vom Mond aus mit einer Laserwaffe seines »Alan Parsons Projects“ den US Präsidenten zu erpressen. Tim Robbins agiert, in schönster zeitlicher Ignoranz, alsJFK-Lookalike, Austin folgt in einem mit Pril-Blumen bemalten VW-Beetle, rettet die Welt, das Bunny und seinen Liebessaft. Zurück in der Zukunft, beruhigt er Felicity, sie habe in den 70er und 80er Jahren nichts verpasst „außer einer Ölkrise und einer Band namens A Flock OfSeagulls“. Excellent,baby! oliver hottmann

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