Avril Lavigne – The Best Damn Thing

Avril, die alte Schnuppnase. Viel wird in den Texten von „The Best Damn Thing“ geschnüffelt: Mal wutschnaubend, wenn der boyfriend nach Hause kommt und nach billigem Nuttendiesel muffelt, mal waidwund, wenn seine Klamotten auf dem Schlafzimmerboden mit seinem Duft dran das Einzige sind, was von ihm geblieben ist. Diese beiden Zustände markieren die beiden Stimmungspole des Albums, zwischen denen sich nicht viel abspielt. Entweder geht es um bubblegumquietschrosa Teenager-Liebe (selten), oder der dämliche Typ kriegt voll eine auf die zwölf geschauert (öfter).

Drei pflichtschuldig dahergeleierte Balladen nur, das Gros der Songs ist mildkrawalliger Powerpop. Nach dem teenageängstlichen „Under My Skin“ klingt Avril auf ihrem dritten Album nun fast noch jünger, selbstsicherer und rotzgöriger als auf Ihrem Debüt. Cheerleader-Chöre, das wilde Getrommel von Blink-182s Travis Barker, die musikalische wie textliche Naivität, eventuell kulminierend in der „Girlfriend“-Textzeile „She’s, like, so whatever/You could do so much better“ – das ist alles so unsubtil, wie sie eben sind, die sogenannten Jugendlichen. Avril rennt herum, klebt den anderen Mädchen Kaugummi ins Haar und stiehlt ihre Freunde: „Hellyeah, I’m the motherfucking princess.“

Besonders originell oder vielfältig ist das alles nicht. Man muss Avril allerdings zugute halten, dass sie nicht – wie die durchschnittliche alternde Popgöre-versucht, durch die Flucht in balladesken Schmalz Erwachsensein und neu entdeckte Tiefgründigkeit vorzutäuschen. Immerhin ist Avril inzwischen 22 Jahre alt und obendrein verheiratet, dennoch taugt „The Best Damn Thing“ bestens als musikalische Untermalung für jugendliche Scharmützel rund um Halfpipe und Busbahnhof. Menschen, die etwas älter sind, verursacht die geradezu absurde Catchy- und Cheesyness der meisten Lieder beim kompletten Albumdurchlauf allerdings ernsthaftes Herzrasen.

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