Baby Bird – Ugly Beautiful :: Echo/MCA

Stephen Jones will noch nicht sterben, das ist verständlich. An die 400 Songs soll er geschrieben und zu Hause auf vier Spuren aufgenommen haben, eine Auswahl davon hat er im Eigenvertrieb auf einer CD-Reihe unter die Leute gebracht. Fünf Teile waren geplant, jeder stand für eine Phase seines Lebens. Das Cover illustrierte stets den Titel. Auf „Fatherhood“ präsentierte der Brite zum Beispiel seine weiße Bierwampe wie einst Demi Moore ihren hochschwangeren Bauch auf dem Cover von „Vanity Fair“. Die letzte Folge der ambitionierten Serie sollte „Dying Happy“ heißen, ist aber nie erschienen.

Dafür kommt jetzt das Album „Ugly Beautiful“ heraus. Und die Vermutung liegt nahe, daß Stephen Jones für die Hülle ein Photo gewählt hat, das ursprünglich für die fröhliche Totenfeier benutzt werden sollte: Über das Ende einer Bahre ragt ein Paar Füße, am großen Onkel hängt – wie ein Identitätsvermerk im Leichenschauhaus – ein Kärtchen mit der Aufschrift „Love Me“. Der Abschied wird zum neuen Anfang.

Oder vielleicht doch nur zum Anfang vom Ende? Der Home-recorder Stephen Jones, der in England inzwischen beinahe so berühmt ist wie die Stadienrocker Oasis, verfolgt seine Kunst nicht mehr mit aller Konsequenz. Zumindest nicht mit der richtigen. Aus dem ulkigen Radikalinski ist eine radikale Ulknudel geworden. Und unter dem Namen Baby Bird firmiert jetzt eine richtige Band.

Sicher, Songwriter Jones präsentiert sich auch auf „Ugly Beautiful“ despektierlich und pietätlos. Solche Menschen rülpsen auf der eigenen Beerdigung. In „45 & Fat“ singt er: „Well teach the world to sing/ You all know the words/ So singalong, singalong, singalong/ For a better world“. Dann trällert er: „C-O-C-A C-O-L-A“. Doch der amerikanische Brausehereteller ist als Ziel wirklich ein bißchen zu einfach. Die speckigen Riffe und spackigen Refrains, die sich auf „Ugly Beautiful“ in großen Mengen finden, sind dadurch nicht zu rechtfertigen. Oft klingen Baby Bird pompös wie die Simple Minds, manchmal prätentiös wie eine Doors-Revival-Band.

Kann sein, daß Stephen Jones dies alles als Karikatur begriffen wissen möchte oder als Subversion oder als Meta-Pop. Aber dann höre ich doch lieber Kula Shaker, mit denen Baby Bird zur Zeit um die ersten Ränge der englischen Charts rangeln. Deren Psychedelia-Karikatur ist vielleicht nicht subversiv. Aber sie schockt wenigstens.

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