Bad Santa :: Start: 11. 11.
Dies ist die ganze Wahrheit über den Weihnachtsmann. Er flucht, säuft, hurt, klaut und hasst Kinder. Dennoch ist er kein wirklich schlechter Kerl, sondern eine gescheiterte Existenz mit einer verkorksten Kindheit. Solche Menschen werden in Weihnachtsmärchen zwar von einer moralischen Erleuchtung geläutert. Aber sogar die hilft hier nicht mehr. Auch deshalb war der Film, den Miramax für Disney produziert hatte, letztes Jahr in Amerika ein Flop. Wen der jetzt interessiert, der sollte ohne seine Kinder gehen.
„Bad Santa“ ist kein Meisterwerk, vielmehr ein Missverständnis. Joel und Ethan Coen haben produziert und auch als Skriptdoktoren eingegriffen. Trotzdem und Tragödie nie ganz in den Griff bekommen. Optisch insgesamt ohne Raffinesse inszeniert, besticht der Film mit Momentaufnahmen, einzelnen Szenen und Situationen, die ihn zu einer unterschätzten Parodie von „Leaving Las Vegas“ machen.
Ohne Billy Bob Thornton, der als garstiger, desillusionierter, kaputter Dieb Willie für den Golden Globe nominiert war, hätte das wohl nicht geklappt. Für die desperate Boshaftigkeit und den widerborstigen Fatalismus seiner Figur reichen ihm ein permanent glasiger Blick und tief hängende Schultern. Das hätte so nur noch Robert Mitchum spielen können. Im schmuddeligen Nikolauskostüm und mit schlecht sitzendem Bart soll Willie in Kaufhäusern die Kinder unterhalten, während deren Eltern die Geschenke besorgen. Tatsächlich tut er sich das nur an, um nach Feierabend mit seinem kleinwüchsigen, als Elfe verkleideten Komplizen Marcus (Tony Cox) die Tresore auszuräumen. Denn bis dahin ist der Job für ihn eine Tortur. Er ekelt sich vor den Kindern, die auf seinem Schoß hocken. Für Marcus werden seine Beschimpfungen, mit denen er auf Fragen und Wünsche der Kleinen antwortet, immer mehr zum Risiko. Zumal er im Suff auch noch einem Plastikrentier den Kopf abschlägt, sich erbricht, in die Hose uriniert und eine Kundin in der Umkleidekabine zum Analsex verführt.
Diese deftigen Scherze haben eher eine emotional erschütternde Wirkung. In seinem Stoizismus schwankt Willie erst, als ihm ein fetter Junge (Brett Kelly), der mit Locken und Backen einer Putte gleicht, ins Gewissen redet. Die nervige Naivität dieses Knaben lässt einen jedoch nur noch mehr Sympathie für Willies knurrige Verachtung empfinden. Wenn er dann am Schluß zu Weihnachts-Evergreens von der Polizei verfolgt wird, löst die groteske Besinnlichkeit melodramatischen Schmerz aus. Wer kann, sollte die Originalfassung sehen. Die Synchronisation könnte auf Festtagsniveau entschärft sein.