Badlands – A Tribute To Springsteen’s „Nebraska“

Amerikanische Songschreiber versuchen sich an dem Meisterwerk. Ist das die ultimative Ehrenerklärung für einen Songwriter? Vielleicht. Die Tribute-Flut pickt(e) sich in der Regel die Rosinen aus dem gesamten Kuchen, um diese mehr oder minder genießbar neu anzurichten. Ein komplettes Album zu covern, ein so substanzielles dazu, ist gewiss eine ultimative Herausforderung. Johnny Cash ist leider mit der Sparflamme „I’m On Fire“ nur im Bonus-Nachklapp vertreten. Diese drei assoziierten Songs kamen damals nicht auf „Nebraska“, hatten gleichwohl ihre Genese in der Zeit um 1982. Das bittere „Wages Of Sin“ – mit den unguten Kindheitsträumen, die übrigens fast wortgleich auch den Weg zu „My Father’s House“ so beschwerlich machen, wurde später auf „Tracks“ veröffendicht und erstrahlt hier in einem dunklen Duett mit vertauschten Rollen von Damien Jurado und Rose Thomas. Die Mavericks rüsten derweil den „Downbound Train“(von „Born In The U.S.A.) zum sicheren Stadtexpress um.

„Me and her went for a ride, sir, and ten innocent people died“, heißt es im Titelsong, den hier Chrissie Hynde konzentriert zelebriert, ohne aus der „her“

ein „him“ zu machen. Am Ende bleibt keine Moral, nur ein Schulterzucken: „Well, sir, I guess there’s just a meanness in this world.“ Die Herausforderung „Nebraska“ für die Nachwelt ist die: Es geht um ein Werk, das einerseits so nah am Autor zu sein scheint wie kein anderes, andererseits aber selbst in seiner ganzen Essenz noch verlockend unfertig wirkt. Definitiv zwar, doch nicht apodiktisch.

Weshalb es hier gerade da spannend wird, wo die Vorlage eben das ist: nur eine Vorlage. Los Lobos ist zu „Johnny 99“ nicht so viel eingefallen, auch ein verzagter Ben Harper weiß nicht recht wohin mit „My Father’s House“. Ganz anders da eine kühl kokettierende Deana „Did I Shave My Legs For This?“ Carter, die ihr kleines Date mit dem „State Trooper“ mit mehr erotischer Spannung auflädt, als die Music Row in Nashville gemeinhin erlaubt.

Kollegin Ani DiFranco lässt gleich darauf die kleinen Jersey-Aufsteigerträume von „Used Cars“ in gebrochener slow motion platzen, während Son Volt das desperat-aufgekratzte „Open All Night“ in eine unendliche on the road-Elegie verwandeln. Crooked Fingers errichten eine flackernde Sound-Wand hinter „Mansion On The Hill“, Hank III wiegt den Trip nach „Atlantic City“ in trügerischer Country-Sicherheit, Dar Williams hält in der „Adam Raised A Cain“-Fortschreibung vom „Highway Patrolman“ schön die Balance zwischen emotionaler Anteilnahme und erzählerischem Understatement (und macht damit selbst Cashs nüchterner 83er-Version Konkurrenz). Zu guter Letzt münzen Aimee Mann und Michael Penn das leise Erstaunen des „Reason To Believe“-Originals fast in eine kleine Versicherung um.

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