Barrio Nuevo; Ned Sublette – Cowboy Rumba :: Soul Jazz/Indigo; Palm Pictures/RTD

Latino-Rock der Siebziger und Country-Mambo aus dem Hier & Jetzt atürlich wissen wir alle, daß die USA eine multikulturelle Gesellschaft sind, schon historisch bedingt, doch wenn man die Booklets dieser CDs liest und dazu die Musik hört, wird einem noch mal deutlich, was das heißt: Bei „Barrio Nuevo“ geht es um Geographie & Geschichte, im Beiheft erfährt man, wo die Latino-Viertel in New York, San Francisco und Los Angeles sind, und wie sich die Latino-Kultur mit den Einflüssen anderer Einwanderer vermischt hat.

Die Musik ist entsprechend: Ahnlich wie auf der ebenfalls brillanten Soul-Jazz-Compilation “ Chicano Power“ gibt es wieder 70er-Jahre-Rock mit Latino-Rhythmik (à la Santana), nur daß diesmal die Bandbreite mit Soul- und Funk-Einflüssen erweitert wurde. So steht der atemlose Discostomper „Anikana-O“ von Kongas oder Patti Labelles überhitzter Latin-Soul-Kracher „Teach Me Tonight“ neben dem fetten „Fat City Strut“ vonMandrül und dem wummernden „War Is Coming“ von War. 13 Klopfer, die jede Tanzfläche füllen.

Für Ned Sublette ist das Leben zwischen den Kulturen eine persönliche Erfahrung: Der in Texas geborene New Yorker erzählt, wie er in den 50er Jahren mit weißer, schwarzer und kubanischer Musik aufwuchs, denn „in der Gesellschaft gab es Rassentrennung, im Radio nicht“. In den 80er Jahren versuchte sich der Sänger und Gitarrist mit Country-Pop, war aber auch auf New-York-Avantgarde-Platten zu hören, bis er Anfang der Neunziger nach Kuba fuhr, und wie das so ist: Das war’s! Auf der Karibikinsel fand er nicht nur die perfekte Musik, sondern auch ein neues Verständnis für den Buddy Holly, dessen „Not Fade Away“ er hier mit dem kubanischen Percussion-Ensemble Los Munequitos de Matanzas einspielt, weil: „Das ist eigentlich ein Rumba.“ Die restlichen Songs sind, bis auf eine Version von „Ghostriders In The Sky“, Eigenkompositionen im Neuland zwischen Country und Salsa. Das klingt nach Originalität auf unterstem Niveau, geht aber unvermutet gut zusammen: Die runden Salsa-Teppiche und die melancholischen Country-Melodien (mit ihren rührenden Verlierer-Texten) ergänzen sich zu einer leichten Musik, die an Mr. David „Talking Heads“ Byrnes Südamerika-Experimente oder Stan „Wall Of Voodoo“ Ridgways bessere Solo-Momente anschließt Ein Überraschungssieg.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates