BEATS :: von Kloos & Wellner

In diesem Monat ein kleiner Exkurs nach Japan, bekannt für seine extremen Gegensätze. Vor allem, wenn es um elektronische Musik geht, werden hier absurdeste Ideen gern in den Kontext lieblicher Popmusik gesteckt. So sei in vorderster Front auf „Sushi 4004“ (Bungalow) verwiesen, Stufe 2 der beliebten Reihe mit Club-Pop aus dem Land der Rudeltouristen. Feine Klänge von Easy Listening bis Electro und TripHop bis Samba und Beiträge von Fantastic Plastic Machine, Pizzicato Five und Co. 4,0

Auch Yoshinori Sunahara ist dabei, mit einem Track von seinem neuen Konzeptalbum „Take Off And Landing“ (Bungalow). Mit dem Konzept des allerersten „Underground Airport“ da im Herzen Tokios soll er angeblich sogar von einigen Airlines fette Vorschüsse ergaunert haben. Ein lustiger Mindtrip. 3,5

Nummer drei auf der Speisekarte ist Tsuyoshi Suzukis Compilation „Sympathy In Chaos 2“ (Matsuri/EFA): Vertrackte Symphonien (auch vieler Europäer) zwischen geradlinigem Hardstep, Electronic Listening und mehr.

Bar music at its best. 3,5

Wenn Kritikern nix mehr einfallt zu einer Platte, die sich nicht sofort in eine Schublade stecken läßt, wird der Begriff der „Reise“ gerne überstrapaziert Auf IAN POOLEYs Debütalbum „Meridian“ (V2) paßt es trotzdem am besten. Weit mehr als bloß ein House-Album, treibt ein feiner Beat durch die Tracks, hinter denen verzwickte, sanfte Sounds schlummern, die klingen, als würde gerade irgendwo die Sonne aufgehen über dem Wasser, und davor tanzen all die in stillem Einverständis, die wußten, daß es sich zu warten lohnt. Klingt nach Drogen? Vielleicht. Aber nach verdammt guten! 4,0

Als Pooley 16 war – das ist gerade mal 7 Jahre her -, da zählte er KEVIN SAUNDERSON zu seinen großen Idolen. Mit Inner City rulte er die Garage House-Szene, als E-Dancer läßt er gewöhnlich seinen düsteren, aber soulfetten Versionen des von ihm mitentwickelten Detroit-Techno freien Lauf. „Heavenly“(Connected) verbindet neue Tracks mit Meister-Remixen alter Klassiker. Schön zum privaten Abtanzen mit guten Leuten. 4,0

„Monkey Island“ (Superstition/EFA), so heißt das erste Album von JENS MAHLSTEDT, und man hört, daß er die fetten Londoner Dubsystems genauso liebt wie alten R&B. die vielen Stationen der Techno-Historie, und daß für ihn House nicht zwingend mit nackten Oberkörpern zu tun hat. So wie Westbam für den DJ als Record-Artist steht, verkörpert Mahlstedt den DJ als Komponisten: ein Mann, der nicht nur über einen vielfaltigen, gewachsenen musikalischen Background verfügt, sondern auch über einen exquisiten Geschmack. Das Abseitige paart sich mit dem Eingängigen, das Experimentelle mit dem Populären – oder anders gesagt: „Either you got style or you don’t!“ 4,0

SCHALLBAU ist das alte Produktionsteam von Eye-Q/Harthouse, und all die Elemente, die einst spezialisierte Labels ergaben, finden sich auf „Point Zero Vol 1“ (Logic/BMG) jetzt miteinander verrührt zu einem fein produzierten Album für jede Gelegenheit Alltagsuntermalung, vielleicht die schönste Fahrstuhlmusik der Welt. 3,0

Im Zuge eines sog. Electro-Revivals schwemmen viele der alten Scratch-Weltmeister an die Oberfläche. Auch MIXMASTER MIKE ist so ein Zauberer der alten Garde. Hut ab vor seinen Skillz, die „Anti-Theft Device“ (Asphodel/RTD) möglich gemacht haben, aber oft kann er sich nicht vor allzu viel Part pour l’art schützen, was auch diesem Album zuweilen anstrengende Züge verleiht. 2,5

Hinter DEF SQUAD verbirgt sich ein hochkarätiges HipHop-Triumvirat: Keith Murray, Eric Sermon und Redman machen auf „El Nino“ (DefJam/

Mercury) das, was sie am besten können: ausgesprochen minimalistische, aber dennoch funky Beats, zu denen sie ihre Protzereien zum Besten geben. Perfektes Handwerk, dem es ein wenig an neuen Ideen mangelt 3,0

ONYX gelten seit ihrem Debütalbum vor fünf Jahren ab die Hooligans des Rap. Entsprechend rüpelhaft poltern sie sich denn auch durch ihr neues Werk „Shut ‚Em Down“ (DefJam/ Mercury). Ins Wanken gerät das Bild allerdings durch einige Ausflüge in den Soul. Ein Versuch, aus dem Klischee auszubrechen – mißlungen. 2,5

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